Wenn es ums Auswandern geht, steht die Schweiz oft ganz oben auf der Liste der Wunschländer. Vor allem bei Deutschen und anderen EU-Bürgern gilt die Schweiz punkto Lebensqualität und beruflichen Chancen geradezu als «Paradies». Wir zeigen Ihnen in einer neuen Blog-Serie, was Sie für Ihr Auswandern in die Schweiz wissen müssen.

In der Schweiz locken nicht nur schöne Landschaften, sondern auch eine hohe politische und wirtschaftliche Stabilität. In internationalen Rankings in Sachen Lebensqualität, Infrastruktur sowie Höhe des Lohnniveaus bei zugleich moderater Besteuerung kommt die Eidgenossenschaft immer auf die vordersten Ränge. Die Beliebtheit bei Auswanderern schlägt sich auch in Zahlen nieder – jährlich wächst die Wohnbevölkerung durch Zuwanderung aus dem Ausland um etwa 60’000 bis 70’000 Personen.

Dabei ist das Schweizer Steuermodell nicht ganz einfach, wie hier beschrieben: Steuermodell Schweiz: Die Unterschiede zum Ausland

Schweiz Tourismus: Uzwil, SAC-Hütte
Foto: Schweiz Tourismus

Auswandern in die Schweiz: Basics

Doch, was braucht es, wenn Sie auswandern und in der Schweiz Fuss fassen wollen? Ganz grob gesagt, macht es zunächst einen wesentlichen Unterschied, ob Sie Bürger aus dem Raum EU/EFTA sind oder nicht. Diese Personen erhalten relativ unkompliziert eine Aufenthaltsbewilligung. Unter einer der folgenden Voraussetzungen:

  • ein Arbeitsvertrag für mindestens ein Jahr oder unbefristet
  • selbständige Erwerbstätigkeit in der Schweiz
  • ausreichende finanzielle Mittel nachweisen sowie obligatorische Krankenversicherung.

Diese Bürger können sich analog wie Schweizer in der neuen Wohnsitzgemeinde anmelden.

Christian H. Kälin von Henley & Partners

Etwas höher sind die Hürden, wenn diese Nachweise nicht vorliegen bzw. wenn Sie nicht aus dem  Raum EU/EFTA kommen. Rund ums Auswandern in die Schweiz sind dann etliche formelle Abklärungen notwendig; ein potentieller Arbeitgeber in der Schweiz müsste zum Beispiel nachweisen, dass die gleiche Stelle nicht mit anderen Erwerbstätigen aus dem Raum EU/EFTA besetzt werden konnte etc.. Beliebt ist die Schweiz auch für Selbstständigerwerbende, Unternehmer und Investoren. Für sie gilt in der Regel: Sie sollten sich beraten lassen, bevor sie in die Schweiz auswandern.

Detaillierte Informationen zu Gesetzen, Anforderungen und Ausweisen für Ihre Einreise in die Schweiz finden Sie in unserem weiteren Artikel Einreise in die Schweiz: Welche Papiere braucht es?. Auch mit der Abmeldung im Herkunftsland sollte man sich rechtzeitig befassen.

Sollten Sie Ihren eigentlichen Wohnsitz in einem benachbarten Ausland haben und möchten tagtäglich in die Schweiz zur Arbeit pendeln, so gibt es auch für Sie als sogenannten Grenzgänger Besonderheiten zu beachten, wie hier geschildert wird Grenzgänger: Unterschiede zum Status als Aufenthalter.

Zuerst mit Vorteil mieten

Und wie steht es mit dem Wohnen? Die Schweiz gilt traditionell als Land der Mieterinnen und Mieter. Die Wohneigentumsquote liegt bei vergleichsweise tiefen 40 Prozent; die Mehrheit wohnt zur Miete, vor allem in den Städten, wo die Liegenschafts- und Grundstückpreise sehr hoch sind. Wer auswandert, wird in aller Regel auch nicht gleich als erstes Immobilienbesitz erwerben wollen. Mit der Miete einer Wohnung werden Sie in der Regel besser fahren – jedenfalls unmittelbar nach dem Auswandern. Und Sie bleiben flexibel. Kommt dazu, dass der Immobilienerwerb für Ausländer in der Schweiz gesetzlichen Einschränkungen unterliegt. Diese Bestimmungen sind zwar gelockert worden, insbesondere für Personen, die aus dem EU-Raum kommen und in der Schweiz arbeiten.

Mehr zum Thema Immobilie mieten in der Schweiz lesen Sie hier: Immobilie mieten: So funktioniert’s in der Schweiz

Wohnung suchen und finden

„Wer auswandert, kann in der Schweiz relativ formlos einen Mietvertrag für eine Wohnung unterzeichnen – an sich ohne weitere Voraussetzungen“, sagt Christian H. Kälin von Henley & Partners. Auf einem anderen Blatt steht allerdings, ob Vermieter in der Praxis ohne Weiteres dazu bereit sind. Aus nahe liegenden Gründen würde ein Vermieter bei Personen aus dem Ausland höhere Sicherheiten und in aller Regel auch Vorauszahlungen verlangen. „Unabhängig davon wo jemand aktuell wohnt, ob in Berlin oder auf den Seychellen, Schweizer Vermieter fordern meist ein angemessenes Deposit“, so Christian H. Kälin. Denkbar wäre zum Beispiel eine Vorauszahlung von sechs Monatsmieten. Dies hat ganz einfach damit zu tun, dass Mietforderungen für Schweizer Vermieter im Ausland nicht leicht einzutreiben sind – falls die Person zwar einen Vertrag unterschreibt, aber dann keine Miete zahlt oder zahlen kann.

Leben Sie schon einige Zeit in der Schweiz und möchten ein Eigenheim kaufen? So geht’s Immobilien kaufen: Möglichkeiten und Einschränkungen in der Schweiz

Lernen Sie die Sprache!

Ohne etwas Glück und ohne Beziehungen vor Ort, ist es zu Beginn nicht ganz leicht, sich zurechtzufinden. Bedenken Sie auch, dass je nach Region unterschiedliche Sprachen gesprochen werden (Deutsch, Französisch, Italienisch). Wenn Sie sich gut vorbereiten und planmässig vorgehen, rückt aber der Traum vom Auswandern in die Schweiz schon bald in greifbare Nähe.

Zürich Tourismus ZT_567
Foto: Zürich Tourismus

Auswandern in die Schweiz: Checklisten

Folgende Merkpunkte tragen zur richtigen Planung dieses wichtigen Schritts bei.

Sechs Monate vor der Auswanderung

Arbeitsstelle suchen (Fachkräfte, Spezialisten, hoch Qualifizierte haben sehr gute Chancen!)

Haben Sie Referenzen, einen aktuellen Lebenslauf und Arbeitszeugnisse früherer Arbeitgeber? Was ist je nach Ihrem Status sonst noch nötig (Personalausweis, Reisepass etc.)?

Informieren Sie sich über die Mieten und das Wohnungsangebot; in vielen Schweizer Agglomeration ist Wohnraum meist knapp und im internationalen Vergleich teuer. Online-Plattformen und Suchabos für Ihre Wunschwohnung helfen weiter. Mehr zum Thema Immobilie mieten und kaufen in der Schweiz lesen Sie hier: Immobilie mieten: So funktioniert’s in der Schweiz sowie Immobilien kaufen: Möglichkeiten und Einschränkungen in der Schweiz.

Klären Sie im Voraus, welchen Status Sie in der Schweiz innehaben könnten (je nach Ihrem Herkunftsland); Auskünfte geben Ihnen auch die Schweizer Vertretungen im Ausland (Botschaft, Konsulat).

Für die Abmeldung im Herkunftsland haben wir Ihnen hier alle relevanten Informationen zusammegefasst: Auswandern: Abmeldung im Herkunftsland

Bereiten Sie sich gründlich vor. Denn von Ihrem Status hängen wiederum die Berufsmöglichkeiten oder auch die Besteuerung ab.

Die Schweiz zeichnet sich durch ein international gesehen hohes Lohnniveau aus. Doch auch die Lebenshaltungskosten und vor allem die Mieten sind hoch.

Sie wandern mit Ihren Kindern aus oder möchten sich nebenberuflich weiterbilden, so sollten Sie die Besonderheiten des Schweizer Bildungs- und Schulsystems gut kennen: Das Schweizer Bildungssystem kurz erklärt

 

Zwei Monate vor der Auswanderung

Wenn Sie definitiv entschieden haben, sind bei Ihnen zuhause noch viele Dinge zu regeln – kündigen Sie alle nicht mehr benötigten Verträge fristgerecht (Versicherungen, Arbeitsstelle, Wohnung, Handy, Abos und Daueraufträge, KFZ-Versicherung etc.).

Je nach Umfang Ihres Hausrats und je nach Grösse des Haushaltes ist noch vieles zu organisieren. Holen Sie Offerten von Umzugsunternehmen ein, planen Sie den Umzug etc..

Bei jedem Umzug geht es darum, den Hausrat zu checken – was wollen Sie alles mitnehmen? Was brauchen Sie, was ist zu entsorgen?

Die Krankenversicherung ist eine Pflichtversicherung in der Schweiz. Sie haben dabei freie Wahl einer Krankenversicherung, müssen die Kosten für die Krankenkasse allerdings komplett selbst übernehmen (keine Arbeitgeberbeteiligung). Finden Sie hier alle relevanten Informationen zu Versicherungen in der Schweiz: Welche Absicherung ist sinnvoll?

Unmittelbar vor Auswanderung bzw. kurz danach

Wichtig ist vor allem die Krankenversicherung, je nach dem auch eine zusätzliche private Krankenversicherung. Sind alle Mitglieder des Haushalts ausreichend versichert? Braucht es noch einen Gesundheitscheck?

Anmeldung bei der Schweizer Wohngemeinde. Dazu haben Sie 14 Tage Zeit.

Halten Sie Bargeld verfügbar (aber auch nicht zu viel). Halten Sie mehrere Zahlungsmöglichkeiten bereit, etwa Kreditkarten etc. Eröffnen Sie in der Schweiz ein Bankkonto (ist auch online möglich). Mehr dazu in unserem Artikel zu Banken in der Schweiz: Tipps rund ums Geld.

Prüfen Sie noch einmal alle Formalitäten (gültiger Ausweis bzw. Reisepass, Abmeldung an Ihrem früheren Wohnort, Regelung mit Ihrem Führerausweis und Ihrem privaten Auto, Arbeitsvertrag, Mietvertrag, allenfalls Zollformular, Liste der Umzugsgüter etc.).

Literatur:

Dr. Christian H. Kälin ist Chairman von Henley & Partners und einer der erfahrensten Berater für Migration, Auslandinvestitionen und grenzüberschreitende Wohnsitznahme. Er ist zugleich Autor und Herausgeber mehrerer Publikationen dazu:

Christian H. Kälin: Internationales Immobilienhandbuch, Verlag orell füssli.

Christian H. Kälin: International Real Estate Handbook

Christian H. Kälin: Switzerland Business & Investment Handbook (Verlag orell füssli). 

Daneben befasst sich Kälin auch mit komplexen Versicherungsfragen, insbesondere Krankenversicherungen; er ist Chairman von Swiss Insurance Partners (www.sip.ch).