Wer in der Schweiz wohnen und arbeiten will, muss vor allem zwei Hürden nehmen: einen guten Job finden und dann die passende Wohnadresse suchen. Vieles läuft heute online ab. Doch Erkundungen vor Ort, etwas Talent im «netzwerken» und ein systematisches Vorgehen sind beim Wohnen Gold wert. 

Foto: Zürich Tourismus

Ganz am Anfang der Planung steht die Frage: In welcher Stadt oder in welcher Region sind überhaupt passende Jobs zu finden? Wo sind qualifizierte Fachkräfte gefragt, und wie gross ist das Stellenangebot überhaupt? 

Das hängt im Einzelnen von Ihrem Beruf und der Branche ab. Hier zunächst einige Hinweise zur Branchenstruktur in der Schweiz:

Vor allem in den Kantonen Graubünden, im Wallis, im Tessin, im Berner Oberland und in der Zentralschweiz hat der Tourismus einen hohen Stellenwert. Dementsprechend gross ist der Arbeitsmarkt.

Die meisten grossen Unternehmen, ja sogar Weltkonzerne im Bereich Chemie, Biotech und Pharmazie haben ihren Sitz in Basel.

Zürich gilt als Wirtschaftsmetropole der Schweiz und zugleich als Standort mit überdurchschnittlich vielen Unternehmen im Finanzsektor.

Hier sind Fachkräfte praktisch in allen Landesteilen gesucht; überdurchschnittlich viele natürlich in den Städten – und überall wo es viele Kliniken, grosse Universitäts- und Kantonsspitäler gibt.

Bern als Hauptstadt hingegen ist ein wichtiger Arbeitgeber für die ganze öffentliche Verwaltung, für zahlreiche Bundesämter und Behörden. Zug hat sich einen Namen als «Crypto Valley» der Schweiz gemacht. Hier sind überdurchschnittlich viele Start-ups zuhause. Es finden sich aber auch Biotech, internationale Konzernsitze, Handel, Rohstoffe etc. 

Noch einmal etwas anders sind Genf und Lausanne, hier spielen internationale Organisationen, die Uhren- und Luxusgüterindustrie, Life Sciences, Dienstleistungen und auch der Bankensektor eine wesentliche Rolle. 

Grundsätzlich decken die meisten Regionen der Schweiz einen vielfältigen Branchenmix ab. Auch im Mittelland, etwa im Raum zwischen Solothurn, Olten und Aarau, finden sich Biotechfirmen, Feinmechanik, Industrie, Logistik und vieles mehr. 

Zwei Tipps für die Praxis 

Sprachkenntnisse: Die Schweiz kennt die vier Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Das Englische hat im Beruf und Alltag nicht ganz den gleichen Stellenwert wie vielleicht in Schweden oder den Niederlanden. Daher der Tipp: Der Wohn- und Arbeitsort sollte sich auch nach Ihren eigenen Sprachkenntnissen richten. In den weitaus meisten Berufen sollte man die regional gesprochene Sprache fliessend beherrschen.  

Flexibel bleiben: Wohnungssuche und Umzug sind meist mit viel Aufwand und Kosten verbunden. Bloss: Jede neue Anstellung ist immer mit gewissen Risiken verbunden. Vielleicht stimmt die «Chemie» im Team nicht, die tatsächlichen Anforderungen unterscheiden sich von den Erwartungen. Kommt dazu: Meist vereinbaren Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine Probezeit. Innerhalb dieser Frist kann die Zusammenarbeit – beidseitig – beendet werden. Ein Praktikum oder ein besonders gründlicher Bewerbungsprozess senken diese Risiken. 

Der Umzug in eine andere Stadt sollte also wohl überlegt sein. Je mehr Qualität der gewählte Wirtschaftsstandort und das Umfeld bieten, umso besser für Sie. Im Fall eines Falls werden Sie noch berufliche Alternativen finden. 

Stadt vs. Land 

Nicht erst seit dem Ausbruch der Pandemie 2020 hat das Leben auf dem Land wieder deutlich an Attraktivität gewonnen. Das idyllische Landleben, eine ruhige und intakte Umgebung, sehen viele Menschen heute als Gegenentwurf zum stressigen Leben in den Städten.  

Oft schwingt auch die Überlegung mit: «Was kann ich in meiner Branche netto an Einkommen erzielen und was bleibt nach Abzug aller Kosten übrig?» Diese Frage liegt in der Schweiz immer wieder in der Luft – weil eben das Wohnen und die Lebenshaltungskosten regional sehr unterschiedlich ausfallen. Die gleiche Frage ist auch regelmässig wissenschaftlich auf dem Prüfstand. 

Dabei kommen die Experten immer wieder zum Schluss, dass es sich auf dem Land – etwa in den Kantonen Appenzell-Innerrhoden oder im Kanton Uri – eben viel günstiger leben lässt als in Zürich, Basel oder Genf. Ein gutes Beispiel ist auch die kleine Gemeinde Berg am Irchel: die objektiv günstigste Gemeinde im Kanton Zürich. Bloss ziehen dort nicht Tausende hin, sondern der Ort leidet umgekehrt unter Abwanderung. 

Was vom Lohn übrig bleibt 

Eine erste Schlussfolgerung zum Stadt-Land-Dilemma: Was vom Lohn netto Ende Monat übrig bleibt, ist offenbar nicht das einzige Kriterium für die Standortwahl.  

Die Erreichbarkeit und das individuelle Entfaltungspotenzial (beruflich, privat und gesellschaftlich) können kaum hoch genug veranschlagt werden! 

Offenbar wollen die Menschen eben doch am Puls des Geschehens sein. Ein Ort mit einem grossen Angebot an Stellen und vielen attraktiven Arbeitgebern wird folglich besser abschneiden als eine kleine Landgemeinde. Hinzu kommen natürlich noch all die anderen Dinge: die Nähe zu Kultur und Freizeitangeboten, die Dichte an Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Sport, gesellschaftliches Leben etc. 

Tipp: Das neue Reisezeit-Feature und die dazu entwickelte App von newhome.ch unterstützen Sie dabei, die Wohnungssuche optimal auf Ihren Wunsch-Arbeitsort abzustimmen. Sie können dabei sogar mehrere Adressen erfassen (Arbeitsort, Kita, Weiterbildung, Adresse des Partners etc.) und die Reisezeit vorgeben – und im Nu erhalten Sie in diesem Umkreis Immobilien- Anzeigen. Mehr dazu hier: Mehr Relevanz dank neuem Feature 

Steuerhölle oder Steuerparadies? 

Im internationalen Vergleich liegen die Einkommenssteuern in der Schweiz auf einem relativ moderaten Niveau – jedenfalls schneidet die Eidgenossenschaft besser ab als etwa Deutschland, Belgien oder Italien (siehe OECD Steuervergleich). 

Innerhalb der Landesgrenzen der Schweiz gelten Gemeinden wie Wollerau oder Schindellegi, beide im Kanton Schwyz, als Steuerparadies. Generell fallen viele Teile der Ostschweiz, Innerschweiz und auch der Raum Zürich durch ein moderates Steuerniveau auf. 

Die höchst unterschiedlichen kantonalen und kommunalen Steuertarife machen schon bei einem durchschnittlichen Einkommen von vielleicht 100’000 CHF netto pro Jahr viel aus. Wer im Berner Jura oder in anderen ländlichen Gemeinden im eher westlichen Landesteil wohnt, zahlt bei gleichem Einkommen oft das Doppelte oder das Vierfache. Für besonders reiche Doppelverdiener oder Unternehmer wird die Steuerlast je nach Wohnort sogar noch mehr variieren.  

Doch es ist eine Gleichung mit vielen Variablen. Denn nicht immer lässt sich dem Fiskus ein Schnippchen schlagen: Wer zum Beispiel im steuergünstigen Kanton Schwyz oder im Raum Zug wohnen will, muss mit hohen Mieten und hohen Immobilienpreisen rechnen. Empfehlung: Es lohnt sich, sich fachlich beraten zu lassen oder einen Gemeindevergleich beizuziehen. Lesen Sie hierzu doch einfach auch unseren Artikel Steuermodell Schweiz: Die Unterschiede zum Ausland

Die Eidg. Steuerverwaltung in Bern publiziert regelmässig Zahlen zur Steuerbelastung in der Schweiz, mit Beispielen in verschiedenen Einkommensgruppen und Gemeinden der ganzen Schweiz:  https://www.estv.admin.ch/estv/de/home.html (Suchbegriffe eingeben wie «Steuerbelastung in den Gemeinden») 

Weitere Informationen vermitteln die meisten Banken, Steuer- und Geldberater, Vergleichsdienste wie Comparis etc. 

Umzug mit Kindern 

In der Schweiz sind grundsätzlich alle Kinder schulpflichtig. Die meisten besuchen die öffentliche Schule in Ihrer Wohngemeinde. Je nach Grösse der Familie und je nach Alter der Kinder muss eine gute Adresse auch diesen Aspekt optimal abdecken. Eine möglichst kurze und unkomplizierte Erreichbarkeit von Kindergarten, Primarschule und Kindertagesstätte tragen viel dazu bei, den Alltag angenehm zu gestalten.  

Werden die Kinder grösser, sollten je nach dem der Lehrbetrieb, die Berufsschule, das Gymnasium oder die (Fach-) Hochschule in vernünftiger Pendlerdistanz zu erreichen sein. Bevor Sie als Paar mit Kindern über eine Wohnadresse entscheiden, sollten Sie sich zum Schul- und Bildungsangebot informieren.  Siehe dazu auch unseren separaten Artikel Das Schweizer Bildungssystem kurz erklärt.

Wer weit weg von einem mittleren oder grösseren Zentrum wohnt, hat zwar meist tiefe Wohnkosten. Doch gerade Familien müssen bedenken, was es an indirekten Kosten und Aufwand verursacht (längere Fahrtwege, keine oder weniger Kitas in der Nähe, tägliche Bring- und Holdienste – und zwar nicht nur zur Schule, sondern auch in die Musikstunde, zum Sport etc.). 

Die Infrastruktur mit (privaten) Kindertagesstätten ist in der Schweiz stark ausgebaut worden. Doch nicht überall ist das Angebot ausreichend. Wer mit den Schweizer Besonderheiten noch nicht vertraut ist, zeigt sich oft angesichts relativ hoher Kosten überrascht. Die öffentliche Schule ist grundsätzlich kostenlos. Doch die finanziellen Beiträge für die Fremdbetreuung liegen in der Schweiz vergleichsweise hoch (Kitas oder auch Anstellung von Au-Pairs etc.). Auch hier gilt: Checken Sie im Voraus, wie sich die lokale Infrastruktur präsentiert und ob ein Ort auch «familientauglich» und kinderfreundlich ist.  

Fazit: Beim Entscheid über den Wohnstandort sind Sie gut beraten, systematisch vorzugehen. Aber besten erstellen Sie im Voraus Ihre eigene «Wunschliste» mit Prioritäten: 

  • Pendlerdistanzen zu Arbeit, Schule, Freunden, Freizeit, einkaufen etc. 
  • Stadt, Agglomeration oder Land 
  • Miete, Kauf oder kurzfristiges Angebot.
  • Grösse, Baustil, Grundriss, Ausstattung 
  • Ihr individuelles Wohnbudget / Wohnkosten pro Monat 
  • Gemeinde und Wohnumfeld (Steuern, Freizeitangebot, Schulen). 

Mehr Infos zu Kinderbetreuung, Freizeit etc.

Weitere Informationen zum Thema Auswandern in die Schweiz erhalten Sie über folgende Links: