Immobilien in der Schweiz? Die Suche gestaltet sich für Menschen aus dem Ausland nicht gerade einfach, und das «Mietwesen» gilt selbst für Insider als komplex. In Städten wie Genf, Basel oder Zürich herrscht Wohnungsnot. Da braucht es oft mehr als ein Quäntchen Glück, um überhaupt ein Haus oder eine Wohnung aufzuspüren. Im Folgenden eine Anleitung, wie Sie ein neues Zuhause finden.

Die Schweiz gilt als Land der Mieterinnen und Mieter. Rund 70 Prozent der Wohnbevölkerung besitzen kein Eigenheim und wohnen zur Miete (tiefe Eigentumsquote). Typisch für die Schweiz ist weiter, dass für gute Lagen in den Städten, bei schöner Sicht und insbesondere an attraktiver Seelage hohe Aufschläge üblich sind. Wer aus dem Ausland neu in die Schweiz kommt, wird meist ein Haus oder eine Wohnung in der Nähe des Arbeitsortes suchen. Doch in den Wirtschaftszentren wie Zürich, Basel oder Genf liegen die Preise für Immobilien generell hoch. Vor allem Genf und Zürich gelten als teures Pflaster. Bei den Mieten bewegen wir uns hier in einer ähnlichen Liga wie in London, Paris oder Berlin.

Immobiliensuche auf newhome

Überwiegend online ausgeschrieben

Ganz unabhängig davon, ob es gleich ein Haus oder zunächst nur ein möbliertes Zimmer sein soll: Die weitaus meisten Angebote werden auf grossen Immobilienplattformen wie newhome.ch ausgeschrieben. Um laufend neue Angebote zu bekommen, lohnt sich ein kostenloses Suchabo.

Wer aus dem Ausland kommt und hier eine Arbeitsstelle antritt, wird in aller Regel nicht kaufen, sondern zunächst eine Immobilie mieten.

Anja Beck, Geschäftsführerin Residential bei Engel & Völkers in Zug

Für den Grundstück- bzw. Immobilienkauf in der Schweiz sind die formellen Hürden für Ausländer wesentlich höher. An sich gilt der einfache Grundsatz: Bei der Miete von Zimmern, Wohnungen oder Häusern sind Schweizer und Personen aus dem Ausland rechtlich gleichgestellt.

Immobilie mieten: Profil des «Ideal-Mieters»

Doch wer bekommt in der Praxis den Zuschlag für ein Haus oder eine Wohnung? Vor allem wenn sich auf eine Ausschreibung 100 oder 200 Interessenten melden, wie das in Zürich oder Genf sehr oft vorkommt? An sich liegt es auf der Hand, nach welchen Kriterien die Verwaltungen Mieterinnen und Mieter auswählen: Alter, Herkunft oder Haushaltform spielen keine grosse Rolle. Umso wichtiger ist aber: Die meisten bevorzugen ganz einfach seriöse, ruhige, solvente und zuverlässige Mieter. Kommt der Interessent bzw. die Interessentin aus dem Ausland und hat in der Schweiz noch gar keine Adresse, hat die Sicherstellung der Mietzahlungen erst recht hohe Priorität. So ist es nicht ungewöhnlich, dass viele Verwaltungen eine höhere Kaution bzw. Sicherstellung verlangen. Wenn jemand ein neues Zuhause sucht, aber noch gar keine „History“ vorlegt, sind teils sechs oder zwölf Monatsmieten im Voraus verlangt.

Die Vermieter fragen in der Regel nach einem Bonitätsnachweis, sei dies ein Anstellungsvertrag oder sei dies eine Bescheinigung des Arbeitgebers.

Anja Beck, Geschäftsführerin Residential bei Engel & Völkers in Zug

In welcher Form dieser Nachweis vorliegt, spielt an sich keine Rolle. Ideal ist ein Nachweis des Arbeitgebers; es kommt aber auch eine Bescheinigung eines Treuhänders oder einer Bank infrage. Rechtlich wären Sie als Mietinteressent nicht verpflichtet, hier sämtliche Details auf den Tisch zu legen. Doch in der Praxis ist es üblich, dass die Interessenten aus dem Ausland aus freien Stücken eine Arbeitsbestätigung und einen detaillierten Nachweis ihres Einkommens vorlegen. Ideal ist natürlich eine schon bestätigte, wenn möglich längerfristige Anstellung eines Arbeitgebers. Aus den Unterlagen sollte auch hervorgehen, dass der Lohn ausreichend ist. Wer als Unternehmer oder Selbständiger einreist, muss ebenfalls nachweisen, für die vertragliche Miete aufkommen zu können. Als Faustregel gilt, dass die Miete nicht mehr als etwa ein Viertel oder maximal ein Drittel des Einkommens brutto betragen sollte (ohne Steuern und Sozialabzüge).

Mietverträge werden in der Regel schriftlich abgeschlossen; die wichtigsten Elemente sind die Umschreibung des Mietobjekts, die Vertragspartner und die Höhe der vereinbarten Miete. Heute ist es üblich, dass zur Miete netto noch Nebenkosten dazu kommen (für Heizung, Warmwasser, Hauswart, Reinigungen etc.). Tipp: Wer sehr kurzfristig etwas sucht und kaum über Kontakte und auch über geringe Sprachkenntnisse verfügt, sollte sich Hilfe holen! Dafür kommen zum Beispiel Immobilienmakler oder Relocation-Spezialisten infrage. Eine interessante Alternative sind auch die verschiedenen Wohnformen auf Zeit (fertig möblierte Appartements, die sich zum Beispiel sehr gut für Expats eignen).

Insider-Tipps rund um Immobilien

Jedes Land kennt einige Besonderheiten, natürlich auch die Schweiz:

Die grosse Menge der rund drei Millionen Mietwohnungen in der Schweiz ist nicht möbliert, aber meist fixfertig mit Bad und fertig eingebauter Küche ausgestattet.

Küche, Nebenräume, Korridore etc. werden nicht als Zimmer gezählt, sondern nur die Wohn- und Schlafzimmer. Aussagekräftig sind Flächenangaben, zum Beispiel 100 m2 Wohnfläche (ohne Keller, Treppenhaus oder Balkon gerechnet).

Vor allem in älteren Miethäusern gibt es im Keller eine gemeinsame Waschküche, die den Mieterinnen und Mietern in einem bestimmten Wochenturnus zur Verfügung steht. Je nach Alter des Gebäudes und Preislage verfügen die Wohnungen über individuelle Waschmaschinen mit Wäschetrockner (in der Schweiz Tumbler genannt).

Ein überraschend hoher Anteil von Wohnungen in der Schweiz ist im Privatbesitz (Privatpersonen, Familien, Erbengemeinschaften); es ist also nicht immer eine grosse professionelle Verwaltung, die Ihr Ansprechpartner sein wird.

Falls eine Agentur oder ein Maklerbüro dazwischen geschaltet ist: In der Schweiz ist es bei der Vermietung üblich, dass der Vermieter für diese Kosten aufkommt. Die Mieter müssen keine Maklerprovisionen zahlen.

Tipps zur Suche: Kein Mensch hat Zeit, sich tagtäglich Hunderte von Ausschreibungen anzusehen, geschweige denn persönlich zu besichtigen. Mit klaren Kriterien (Lage, Grösse, Preis, Anzahl Zimmer) und wie erwähnt mit Suchabos gestaltet sich die Suche effizienter! Auch Direktkontakte zu Verwaltungen oder Maklern helfen weiter. Wer aus dem Ausland kommt, wird in aller Regel die Wohnung persönlich besichtigen, bevor ein Vertrag unterzeichnet wird. Visualisierungen in den Ausschreibungen oder allenfalls eine virtuelle Tour über Face-Time oder 3D-Ansichten etc. sind eine sehr grosse Hilfe. Um den äusseren Zustand und die Wohnlage auf Herz und Nieren prüfen zu können, lohnt sich dennoch ein Termin vor Ort – jedenfalls bevor Sie den Vertrag für Ihr neues Zuhause unterschreiben.

Checkliste mieten – welche Unterlagen braucht es?

Wer sich in der Schweiz für eine Wohnung interessiert, füllt zunächst ein Anmeldeformular aus. Dabei sollten Sie als künftiger Mieter Angaben machen zu Ihren Personalien, Beruf, Arbeitgeber, Nationalität, Kinder, Lohn, Haustiere, Bedarf an Autoabstellplätzen etc. und auch zu Ihrem Aufenthaltsstatus. Bei der Vermietung einer Immobilie sind Fragen nach der Art der Aufenthaltsbewilligung und deren Ablaufdatum zulässig. Für die Bewerbung benötigen Sie im Minium folgende Unterlagen:

  • Reisepass oder Personalausweis/Identitätskarte
  • Kopie des Arbeitsvertrags oder eine Bescheinigung des Arbeitgebers
  • Nachweis und Angaben zum Einkommen und wenn möglich zur Dauer der Anstellung
  • Aufenthalts- oder Arbeitsbewilligung für die Schweiz (je nach dem Ausweis L oder Ausweis B etc.).
  • allgemeine Referenzen (frühere Arbeitgeber oder frühere Vermieter).
  • Aktueller Auszug aus dem Schweizer Betreibungsregister (Dokument zur Bonität, bei Personen die schon länger als sechs Monate in der Schweiz sind).

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