Die Wohnungssuche kann eine stressige und langwierige Angelegenheit sein. Insbesondere in den Ballungszentren, wo preisgünstige Wohnungen extrem knapp sind. Fünf Tipps tragen entscheidend dazu bei, trotz knappem Angebot fündig zu werden und beim Vermieter überzeugend aufzutreten. 

Lange Schlange vor der Besichtigung einer Mietswohnung.
Günstige Mietwohnungen sind sehr gefragt. Wer geschickt vorgeht, kann seine Chancen erhöhen. (Bild: canva.com)

Wenn es um die Wohnungssuche in den Städten und Agglomerationen geht, können derzeit viele Menschen das gleiche Lied singen: Die Mieten sind hoch, die am Markt ausgeschriebenen Wohnungen sind meist klein und die Konkurrenz ist gross. Oft helfen ein Quäntchen Glück, hartnäckiges Suchen oder ganz einfach ein origineller Einfall.

Nehmen wir als Beispiel Stefan M., der vor acht Jahren von Olten nach Zürich umzog. Zufällig wusste er, dass in einem Altbau im Kreis 6 ein Mieterwechsel bevorstand. Über das Grundbuchamt brachte er den Namen der Vermieterin in Erfahrung. Und so stand er eines Tages mit einem Blumenstrauss vor der Türe und bewarb sich um die Wohnung. Die Vermieterin war zuerst etwas verdutzt und fragte nach den Beweggründen. Der Mieter stellte sich vor: «Diese Altbauwohnung mit drei Zimmern hat einfach alles, was ich mir wünsche.» Er sei ruhig und habe sehr gute Referenzen. – Ein kleines Wunder, aber rasch war man sich einig, und seither wohnt Stefan M. in diesem tollen Haus.

Günstig, mit Balkon, ruhig und doch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen – so sieht wohl die Traumwohnung vieler Leute aus. Wer bei der Wohnungssuche wirklich Erfolg haben will, braucht aber Geduld und Insiderwissen. Wer etwas Passendes finden und mieten will, sollte sich zunächst mit der Region und der Stadt vertraut machen.

Schauen wir uns als Beispiel die Lage von Studierenden bzw. jungen Leuten in Ausbildung an: In den grossen Universitätsstädten wie Zürich, Bern oder St. Gallen gibt es eine grosse Vielfalt an Stiftungen und studentischen Wohnmöglichkeiten. Hier kommt es darauf an, die richtigen Anlaufstellen und Institutionen zu kennen.

Für junge Leute ist es nach wie vor eine elegante Lösung, wenn sie zuerst einmal ein WG-Zimmer bzw. ein Zimmer in Untermiete suchen. So teilen sie sich mit ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern die Miete und die Nebenkosten. Nebenbei finden junge Menschen so sozialen Anschluss am neuen Wohnort und an der betreffenden Universität. Lesen Sie dazu auch Homestory: Wohnen, Leben und Arbeiten als Studentin in Zürich

Anders ist die Lage für Menschen, die im Alter 60+ oder 70+ ein neues Zuhause suchen. Doch auch für diese gesellschaftliche Gruppe gibt es eine zusehends grössere Auswahl von der öffentlichen Hand, von gemeinnützigen Stiftungen und Genossenschaften – nach dem Motto «bedarfsgerecht und bezahlbar». Hier werden die Leute aber nur fündig, wenn sie gezielt nach solchen Angeboten fragen und sich in der Gemeinde informieren. S. Artikel Senioren-WG: Gemeinsames Wohnglück unter einem Dach

Viele Wohnungen werden heute nur noch unter der Hand vergeben. In Zürich und in anderen Städten gibt es zwar zwei oder drei offizielle Umzugstermine pro Jahr; doch de facto finden laufend viele Mieterwechsel statt. Viele Mieterinnen und Mieter kündigen ausserordentlich und müssen dann selbst zumutbare und solvente Nachmieter suchen. Wenn sie jemanden finden, der die Wohnung zu den gleichen Bedingungen mieten würde, sind auch sehr kurzfristige Wechsel möglich.

Diese Angebote finden sich teils auch auf dem Internet. Aber oft suchen die Leute durch Mund-zu-Mund-Propaganda Ersatzmieter.

Empfehlung: Informieren Sie ihre Familie, ihre Verwandten, Freunde und Nachbarn, dass Sie eine Wohnung suchen. Manchmal spricht sich dies auch in der Firma herum. Und ein Arbeitskollege hat gerade von einer Kollegin gehört, die kurzfristig woanders etwas mieten will. Sie können auch auf den sozialen Medien kundtun, dass Sie auf Wohnungssuche sind. Etwas Online-Werbung wirkt oft Wunder. Vergessen Sie aber nicht, ihre Wunschwohnung genauer zu definieren, zum Beispiel vorzugsweise an ruhiger Lage, offene Küche, möblierte Wohnung, Zimmer in Untermiete etc.

Bei grossen Verwaltungen oder Genossenschaften besteht im Übrigen ein Potenzial, die bisherige Wohnung gegen eine andere zu tauschen. Wenn die Familie Nachwuchs erwartet, findet sich manchmal sogar ganz in der Nähe eine passende Immobilie von der gleichen Verwaltung.

Welches ist die günstigste Wohnung der Schweiz? Diese Schlagzeile war schon mehrmals in der Presse zu lesen. Die tiefsten Mieten der ganzen Schweiz finden sich in der Region Jura. Hier sind selbst 3-Zimmer-Wohnungen teils für nur 500 oder 600 Franken im Angebot. Manchmal lässt sich schon eine Menge Geld sparen, wenn man in eine Liegenschaft in der äusseren Agglomeration oder auf dem Land zieht.

Wer sich an die hohen Preise in Zürich, Bern oder Genf gewöhnt hat, kann sich dies kaum ausmalen. Aber in Burgdorf, in Huttwil (BE), Moutier, La-Chaux-de-Fonds oder in Le Locle finden Sie 3-Zimmer-Wohnungen ab etwa 700 Franken. In Zürich kosten selbst Kleinwohnungen am Stadtrand aktuell etwa 2500 Franken. Das sind extreme Preisunterschiede!

Es geht also nicht anders, als Kompromisse zu machen. Wer wirklich eine günstige Wohnung mieten will, muss bei der Standortwahl flexibel bleiben. Es muss ja auch nicht unbedingt ein angesagtes Stadtquartier sein oder ein Standort, der auch noch direkt vor der Haustür einen stark frequentierten S-Bahn-Anschluss bietet. Eine Wohnung in einem weniger beliebten Stadtteil oder vor allem ausserhalb der grossen Zentren kann das Budget wirksam entlasten.

Im Extremfall kostet die gleiche Wohnfläche im Mittelland, in der Ostschweiz oder im Kanton Jura nicht einmal halb so viel wie in den teuren Ballungszentren. Gar nicht so selten greift folgendes Argument: Schon allein 10 oder 20 Kilometer mehr Pendlerdistanz macht beim Preis extrem viel aus. Oder man findet eine Wohnung mit wesentlich mehr Wohnfläche und einem Zimmer mehr – zum gleichen Preis wie in der Stadt. Überlegen Sie sich auch, welche Wohnfläche wirklich nötig ist, ob Sie zwei Badzimmer, in jedem Fall eine sehr moderne Küche und auch noch einen grossen Balkon benötigen. Lesen Sie dazu auch Der neue Traum vom Landleben.

Ganz allgemein ist es natürlich ein Tipp, sich vor Ort ein Bild zu machen – etwa über die Orts- und Raumentwicklung, über neue Bauzonen und neue Entwicklungsgebiete. Wo zum Beispiel die Verkehrswege ausgebaut werden und noch Baulandreserven verfügbar sind, entstehen oft neue Quartiere mit Mietwohnungen. Bei tendenziell engem Angebot auf dem Markt ist dies oft eine der seltenen Gelegenheiten, eine moderne Wohnung in einem Neubau aufzuspüren. Lesen Sie dazu auch

Noch ein Tipp für die Praxis: In den nächsten Jahren kommen viele Immobilien in eine Sanierungsphase. Häufig verraten Bautafeln, Baugespanne und Artikel in der Regionalpresse, dass ein Neubau oder eine Gesamtsanierung ansteht. Das heisst: Oft vermieten die Eigentümer die Wohnungen günstig – wenn auch nur noch für eine befristete Zeit. S. Stadt der Zukunft: Das Modell Schweiz 

Was die Leute fürs Wohnen ausgeben, ist extrem unterschiedlich. Es kommt gar nicht so selten vor, dass Haushalte in einer gehobenen Einkommensklasse nur etwa 12 oder 15% ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben. Wer allerdings mit weniger Einkommen über die Runden kommen muss, wird angesichts der aktuell hohen Marktmieten wesentlich mehr budgetieren müssen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass zum Beispiel bei kinderreichen Familien oder Leuten mit bescheidenem Einkommen 25 oder 30% auf das Konto Wohnen gehen.

Genau hier setzen die Angebote von Stiftungen, Genossenschaften und des kommunalen Wohnungsbaus an. In der Regel spielen folgende Kriterien eine Rolle, um bei diesen besonders preiswerten Wohnungen den Zuschlag zu bekommen: Handelt es sich um Sozialwohnungen oder um subventionierte Angebote, sind Einkommens- und Vermögenslimiten zu beachten. Am besten fragen Sie bei den zuständigen Gemeindebehörden oder direkt bei den Verwaltungen dieser Wohnungen. Wer Arbeitslosenentschädigung bezieht, Ergänzungsleistungen der AHV oder Sozialhilfe, sollte die hohen Wohnkosten direkt beim entsprechenden Amt vorbringen. Denn wer Sozialhilfe bezieht, muss noch viel mehr als alle anderen auf tragbare Wohnkosten achten.

Die Behörden verfügen über weitere Informationen und können diesen Personenkreis bei der Klärung der Berechtigung für eine Sozialwohnung unterstützen. Neben Einkommen und Vermögen spielen auch Wohnungsbelegungsvorschriften eine wichtige Rolle bei der Zuteilung. Grosse Wohnungen mit vier oder fünf Zimmern sind für Familien und grössere Haushalte reserviert. Lesen Sie dazu auch Genossenschaftswohnungen sind sehr gefragt

Es kommt vor, dass sich zum Beispiel Bewerberinnen und Bewerber als sympathische Tierfreunde vorstellen. Vielleicht ist aber gerade eine Wohnung in einer Siedlung ausgeschrieben, die für Hunde und Katzen oder sonstige Haustiere denkbar ungeeignet ist. Wenn Verwaltungen eine Wohnung vermieten, haben sie meist ganz bestimmte Vorstellungen vom Zielpublikum.

Es erleichtert bei der Wohnungssuche einiges, wenn Sie die Ausschreibung und alle Informationen sehr sorgfältig durchlesen. Oft macht es schlicht keinen Sinn, sich einfach blind zu bewerben oder persönlich bei der Verwaltung vorbeizugehen. Denn von extern ist ja nicht ohne weiteres klar, ob es eine interne Warteliste gibt und wer den Vorzug bekommen wird. Meist zeigt erst die sorgfältige Lektüre aller Unterlagen, worum es genau geht. Halten Sie sich daher an die Anweisungen, um Ihre Chancen zu erhöhen und Enttäuschungen zu vermeiden!

Eine Anzeige für eine günstige 4-Zimmer-Wohnung in Bern oder Zürich verschwindet oft schon in kürzester Zeit vom Markt. Deshalb heisst es für alle, die dringend eine Wohnung mieten wollen: Sie müssen sich umgehend melden und schneller reagieren als alle anderen. Das ist aber nur möglich, wenn Sie alle Unterlagen einwandfrei und auf einem aktuellen Stand zur Hand haben. Denken Sie daran: Eine Wohnungsbewerbung muss in Zeiten der Knappheit noch gründlicher vorbereitet werden als eine Stellenbewerbung. Neben einer korrekten Rechtschreibung kommt es auch darauf an, ob die eingereichten Unterlagen aussagekräftig und vollständig sind. Zur Bewerbung gehören meist folgende Unterlagen:

    • ein schriftliches Begleitschreiben inklusive Foto

    • ein vollständig ausgefüllt Bewerbungsformular

    • ein aktueller Auszug aus dem Betreibungsregister

    • Lohnausweis, Nachweis des Haushaltseinkommens

    • Kopie des Arbeitsvertrages

    • je nach Status und Niederlassung auch eine Aufenthaltsbewilligung

    • Referenzen, in der Regel vom Arbeitgeber und/oder vom bisherigen Vermieter

    • Bei Sozialwohnungen braucht es zusätzlichen einen Nachweis zum steuerbaren Einkommen und Vermögen.

Dabei ist natürlich nicht zu vergessen, die Referenzpersonen vorher anzufragen und sich zu vergewissern, ob sie erreichbar sind.

Wer sich perfekt präsentieren und gut vermarkten will, sollte sich in die Situation der Gegenseite versetzen. Eine grosse professionell agierende Verwaltungsfirma möchte zum Beispiel effizient arbeiten können. Hier ist es schon viel wert, wenn von Anfang an sämtliche Unterlagen vorliegen. Der Verwaltung bleibt es dann erspart, nachträglich wesentliche Unterlagen zum Einkommen oder zum aktuellen Arbeitsverhältnis anzufordern. Ist der Vermieter hingegen eine Privatperson, können ein persönliches Treffen und ein freundliches Gespräch eine wichtige Rolle spielen.

Wenn Familien bzw. Private eine Wohnung im eigenen Haus vermieten, entscheiden sie oft nach dem Bauchgefühl und überlegen sich, ob der künftige Mieter respektive die Mieterin gut ins Haus passen würden. „Vermieter sind nicht anders als andere Menschen“, schreibt dazu der deutsche Immobilienprofi und Buchautor Thomas Hellweger. Eine kleinere Verwaltung und private Vermieter sind empfänglich dafür, wenn sich jemand offenbar in ihrer Immobilie verliebt hat. Kaum jemand sei „immun gegen eine nette persönliche Ansprache“, heisst es weiter in dem Buch von Hellweger.*

Dabei dürfen Sie sich bei einer Wohnungsbewerbung keinen Illusionen hingeben. In aller Regel bekommt nicht diejenige Person den Zuschlag, die Mitleid erweckt oder quasi von einer schwierigen Notlage angesichts der Wohnungsknappheit erzählt. Die meisten Vermieter legen logischerweise grossen Wert darauf, dass die Mieterinnen und Mieter ein angemessenes und gesichertes Einkommen nachweisen können. Meist sind sie an einem längerfristigen Mietverhältnis interessiert. Weiter spielt auch die Sympathie eine Rolle sowie ein freundliches und sympathisches Auftreten. Seien Sie daher bei einer Wohnungsbesichtigung pünktlich und zeigen Sie Ihr echtes Interesse an dem Angebot.

*) Buchtipp: Thomas Hellweger: Der Türöffner – So bekommst du jede Wohnung, Verlag Goldegg, 225 Seiten, ca. 30 Franken.

Weitere Artikel zur Wohnungsbewerbung:

Lesen Sie dazu auch unsere Artikel: