In einer WG geht es nicht immer harmonisch und konfliktfrei zu. Eine gute Portion Toleranz, Gesprächsbereitschaft und klare Regeln helfen, dem Streit vorzubeugen. Entscheidend ist natürlich auch die Auswahl der richtigen Wohnpartnerinnen und Wohnpartner. 

Ein junger Mann mit einer Umzugskiste in der Hand betritt eine neue Wohnung.
Wer in einer WG wohnen möchte, sollte offen und kompromissbereit sein. (Bild: canva.com)

Was ist es, was in einer Wohngemeinschaft (WG) am meisten nervt? Viele Leute, die gemeinschaftlich wohnen, stören Schmutz und Unordnung. Eine Mehrheit sagte in einer Umfrage in Deutschland, dass der Putzplan nicht eingehalten wird. Was tun, wenn sich dann Ende Monat Berge von Bierdosen und sonstigem Recycling-Material türmen? Es ist gar nicht so einfach zu schlichten, wenn die Vorstellungen extrem divergieren. Manche Leute sehen einfach weder den Schmutz am Boden noch die Kalkrückstände in der Duschkabine. 

WG-Zimmer: Rauchen erlaubt oder verboten? 

Öfters sind Lärm (Partys bis spätnachts), der Verlust an Privatsphäre oder Meinungsverschiedenheiten beim Geld Ursache von Konflikten. Erstaunlich ist auch die Tatsache: Sehr oft führt das Rauchen im Zimmer für heisse Köpfe. Selbst wenn man sich auf gewisse Spielregeln einigt (nur im Zimmer oder nur auf dem Balkon rauchen), kann es schwierig werden – wenn überzeugte Nicht-Raucher mit Leuten in der gleichen Wohnung leben, die gerne mal paffen.  

Es gibt heute viele Möglichkeiten, eine Wohngemeinschaft WG bzw. ein WG-Zimmer zu finden. Die meisten Angebote sind wie alle Wohnungen und Zimmer auf dem Internet ausgeschrieben, wie hier WG-Zimmer in Zürich. Doch gerade bei WG-Zimmern dürfte es oft vorkommen, dass freie Zimmer unter der Hand weitervermietet werden. Es lohnt sich daher, auch Mund-zu-Mund-Propaganda zu betreiben, mal einen Blick auf das schwarze Brett an der Uni zu werfen und in den sozialen Medien zu stöbern.  

Viele Studierende organisieren sich in Facebook-Gruppen oder nutzen ähnliche Kanäle und Chats. Auf verschiedensten Kanälen finden sich immer wieder Angebote wie «freies WG-Zimmer» oder eben «WG-Partner gesucht». Tipp: Manchmal hilft es auch, in einer Suchmaschine Keywords wie wgzimmer, WG-Gesucht, students etc. und den Namen der Stadt einzugeben. 

Tipp zur WG-Suche: Bei den öffentlich und länger ausgeschriebenen Inseraten handelt es sich meist um teure Angebote, etwa «1,5-Zimmer-Wohnung im Zürcher Hochschulquartier für 1200 CHF pro Monat». Günstige Wohnungen und Zimmer sind meist rasch weg oder kommen gar nicht auf den Markt! Daher ist es wie erwähnt entscheidend, im persönlichen Umfeld zu fragen und sich Kontakte in der WG-Szene zu erschliessen.  Mehr dazu in unserem Artikel Studierende: Günstig zur Miete wohnen – aber wie?

WG-Suche: Kriterien festlegen! 

Etwas vom wichtigsten ist es, sich im Voraus gewisse grundsätzliche Überlegungen zu machen: 

Finanzen: Welches ist die maximal mögliche Miete, die noch ins Budget passt? Bei Online-Ausschreibungen lässt sich bekanntlich nach der Höhe der Miete filtern. Jedenfalls hat es keinen Sinn, sich bei einer WG von jungen Berufstätigen zu bewerben, wenn man mit einem schmalen Budget einer Studentin haushalten muss. Wer die passende WG sucht, sollte auch den lokalen Wohnungsmarkt für Zimmer und Wohnungen anschauen. In Zürich oder Genf ist es besonders schwierig, ein Angebot unter 500 oder 600 CHF zu finden. Luzern, Neuenburg, Solothurn oder St. Gallen sind günstiger; in manchen mittelgrossen Städten liegen die Preise nur etwa halb so hoch. 

Organisation: Wichtig ist auch zu wissen, wer in welche Rolle schlüpft und welche Aufgaben übernimmt. Manche WGs teilen sich gewisse «Ämtli» auf. Jemand betreut zum Beispiel die Finanzen, jemand wacht über den Putzplan, die anderen kümmern sich ums Recycling von Glas, Karton, PET etc. Die einen sind versiert mit Haushalt und Kochkünsten, während andere im zwischenmenschlichen Bereich ihre Stärken haben. Tipp: Das Konfliktpotenzial ist wesentlich geringer, wenn die Erwartungshaltung im Voraus geklärt ist. 

Die Chemie muss stimmen: Es kommt oft vor, dass eine WG den Charakter einer Zweckgemeinschaft hat. Klar, wenn sich drei oder vier Leute die Wohnungsmiete teilen, lebt es sich günstiger. Wer sich nun für ein WG-Zimmer bewirbt, sollte nachfragen. Ist das Zusammenleben doch eher pragmatischer Natur, oder haben die sozialen Kontakte einen sehr hohen Stellenwert? Im Inserat wird dies meist nicht erwähnt. 

Wer eher ein Einzelgänger ist und sich voll und ganz seiner Ausbildung oder anderen Hobbys widmet, sollte sich nicht auf ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben einlassen. Hier hilft oft die Frage, wie der Alltag organisiert ist: Wie viel Zeit wollen die Leute gemeinsam verbringen? Wenn sich die einen lieber aus dem Weg gehen, will ein anderer Typ Mensch gerne täglich gemeinsam kochen und sich viel aus dem Leben erzählen. 

Die Miete und die vertraglichen Aspekte: Nicht nur im Konfliktfall, sondern auch beim Ein- und Auszug, bei Änderungen bei den Wohnpartnern usw. spielen die vertraglichen Vereinbarungen eine wesentliche Rolle. Es muss klar sein, ob die Leute für die Miete und alles Drum und Dran solidarisch haften, oder ob eine Einzelperson als Hauptmieter den Vertrag unterschreibt. In der Schweiz ist es üblich, dass ein Mietvertrag auch mit einer Mietkaution verbunden ist. Kommt dazu, dass die Verwaltung die Miete natürlich immer pünktlich zu Beginn des Monats auf dem Konto erwartet. Meist lohnt es sich, ein gemeinsames Konto einzurichten und alle Beiträge möglichst im Voraus einzuzahlen. Bei einer Variante mit Solidarhaftung hat die Verwaltung das Recht, alle Forderungen auch bei den einzelnen Mieterinnen und Mietern einzutreiben. Ansonsten haftet der Hauptmieter.  

Neues Zuhause: Genügend Platz und Privatsphäre? 

Überall wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, wird es irgendwann zu Konflikten kommen. Immerhin teilen die WG-Partner ja ihren Wohnalltag und bekommen von den Gewohnheiten und vom Lebensstil einiges mit – je nach dem auch von den «Macken» ihrer Mitmenschen. Die Leute in der gleichen Wohnung teilen sich ja Küche, Bad, Toilette und oft auch weitere Neben- oder Aussenräume wie Terrassen, Balkon usw. 

Ein erstes Kriterium ist daher schon einmal die Frage: Ist die Wohnung ausreichend gross? – Eine grosse Mehrheit hat doch das Bedürfnis nach Privatsphäre und möchte ein abschliessbares separates Zimmer haben. Von Vorteil ist eine klare Trennung und Abstufung von Privatsphäre und gemeinsam genutzten Flächen. Oft finden das soziale Leben und der Austausch in der Küche oder in einem gemeinsamen Essraum statt. 

Das Vorstellungsgespräch 

In manchen Blogbeiträgen und Ratgebern ist schon geradezu von einem «WG-Casting» die Rede. Die alteingesessenen WG-Partner oder eben diejenigen, die den Vertrag unterschrieben haben, sitzen quasi in der Jury. In die engere Auswahl kommen all diejenigen, die sich überzeugend und sympathisch einbringen können. Doch wenn eine WG eine neue Wohnpartnerin oder einen neuen Wohnpartner sucht, sollten sich die Leute nicht rein vom Bauchgefühl leiten lassen. Oft ist es besser, das Ganze doch etwas vorzubereiten und zu strukturieren. Besonders wichtig ist es, dass die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner am gleichen Strick ziehen. Es macht wenig Sinn, wenn die eine Person praktisch alles offenlässt, während andere knallhart gewisse Ausschlusskriterien anwenden wollen. Daher sollte man sich im Vorfeld darüber einigen, was der Neue mitbringen sollte, welche Eigenschaften oder welcher Tagesablauf am besten in die bisherige Wohnpartnerschaft passen. Dabei heisst es auch, sich über potentielle Ausschlusskriterien zu einigen. Öfters spielt es eine Rolle: 

  • ob Raucher toleriert werden sollen oder nicht,  
  • ob jemand Haustiere mitbringen darf, 
  • ob jemand sehr oft Besuch hat (Freund, Freundin, Kollegen etc.), 
  • ob ein ungewöhnlicher Tagesablauf oder ein etwas anderer Lebensstil toleriert werden soll. 

WG-Casting: Aus Sicht des Neulings 

Wer sich für ein freies WG-Zimmer bewirbt, sollte sich fast so gut vorbereiten wie auf ein Vorstellungsgespräch. Oft lauten die Fragen nämlich ähnlich: «Warum sollen wir dich als neuen Mitbewohner nehmen? Wie stellst du dir das Zusammenleben vor? Welchen konkreten Beitrag könntest du zum WG-Leben leisten?» 

Es macht natürlich einen guten Eindruck, wenn man sich gut vorbereitet hat. Gerade in den Städten sind WG-Zimmer wie überhaupt günstige Wohngelegenheiten extrem rar. Man sollte daher die sich bietende Chance nicht leichtfertig vergeben. Am besten informieren Sie sich im Voraus über den Lebensstil und die Ausrichtung der WG. Eine reine Frauen- oder Männer-WG ist nicht das gleiche wie eine nach Alter und Geschlecht stark gemischte Wohngemeinschaft.  

Auch die Zusammensetzung nach Ausbildung und Lebenssituation ist meist unterschiedlich. Wer ein WG-Zimmer mieten will, sollte einige Anhaltspunkte zur Philosophie und Lebenseinstellung kennen. Wenn Frühaufsteher in der Wohnung leben, wird es zu Konflikten führen, wenn jemand eher «nachtaktiv» ist, spätabends laute Musik laufen lässt und das Leben eines Partygängers führt.  

Mit Hilfe des WG-Castings wollen die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner in kurzer Zeit herausfinden, wer überhaupt in die engere Auswahl kommt; es ist daher damit zu rechnen, dass auch sehr konkrete und private Fragen gestellt werden. «Hast du ganz bestimmte Gewohnheiten oder Macken? Lebst du in einer Beziehung? Hast du ein Problem damit, dass in der Wohnung nicht geraucht werden darf?  Hast du oft Besuch?» 

Fazit 

In einer WG kommt es natürlich öfters vor, dass ein Zimmer neu zu vermieten und neu auszuschreiben ist. Die Gründe sind vielfältig, oft sind sie privater oder finanzieller Natur. Natürlich kann es auch wegen Unverträglichkeit zu einem Wechsel kommen. Wenn alle Gespräche nichts nützen, ist ein Wechsel manchmal unumgänglich. Beim Auszug wird es sich bezahlt machen, wenn die Finanzen und die vertraglichen Belange gut und klar geregelt sind. Sonst bleiben die bisherigen WG-Bewohner möglicherweise auf Mieterschäden und nicht bezahlten Mieten sitzen. Das kostet dann eine Menge Geld und Nerven.