Als Folge des Wirtschaftswachstums und der starken Nachfrage auf dem Immobilienmarkt haben die Preise für Bauland stark angezogen. Wer in einer Agglomeration sucht, findet kaum noch Kaufangebote. Auf dem Land gibt es aber noch reichlich Bauland, oft recht günstig. – Doch was kostet eine Parzelle überhaupt?
- «Goldküste», Genf, St. Moritz
- Teure Agglomerationen
- Bauland: Wie kommt der Wert zustande?
- Bauland: Schlüsselfaktor für Immobilienmarkt
- Bauland: Baukredit und Hypothek
Wer finanziell auf einen grünen Zweig kommen will, sollte Bauland kaufen. Nehmen wir als Beispiel die Gemeinde Zollikon am Zürichsee: Im Jahr 1974 kostete hier der Quadratmeter Wohnbauland durchschnittlich etwa 350 Franken. Im Jahr 2014 wurden entsprechende Parzellen zu einem mittleren Preis von 3’684 Franken gehandelt. Das entspricht einer Verzehnfachung innerhalb von 40 Jahren! Nach der kantonalen Statistik wurden in Zollikon sogar schon Spitzenpreise zwischen 4500 und 5000 Franken pro Quadratmeter Bauland bezahlt.
«Goldküste», Genf, St. Moritz
Wer also Millionär werden will, kauft sich Land und muss nur lange genug Geduld haben. Im direkten Vergleich mit anderen Kapitalanlagen und Investitionen sieht die Bilanz nur bei Aktien längerfristig noch besser aus. Zumindest über sehr lange Zeiträume liegt die Performance von Schweizer Aktien sogar noch über derjenigen von Wohnbauland an der «Goldküste» am Zürichsee. Natürlich weiss heute wohl fast jeder Laie, dass in Zürich, in Zug, in einigen Gemeinden am Genfersee, mitten in Gstaad oder in St. Moritz absolute Spitzenpreise üblich sind. Was allerdings überrascht – auch Gemeinden mit weniger klingenden Namen verzeichnen ähnliche Wertsteigerungen.
Nehmen wir noch einmal ein Beispiel aus dem Kanton Zürich: In Hedingen im Knonaueramt lagen die Baulandpreise in der Wohnzone im Jahr 1974 bei etwa 125 Franken. Nach der offiziellen Statistik, die auf tatsächlichen Handänderungen beruht, lag dann der mittlere Preis im Jahr 2016 bei 1’434 Franken. Dies entspricht de facto einem Wertzuwachs um den Faktor 11! Der Preisauftrieb in Hedingen fiel also sogar noch stärker aus als in unserem ersten Beispiel Zollikon.
Was eine typische Parzelle für ein Einfamilienhaus mit zum Beispiel 1000 m² Grundfläche kostet, ist schnell ausgerechnet: In Hedingen im Kanton Zürich müssen Bauherrschaften, die vom eigenen Haus im Grünen träumen, tief ins Portmonee greifen. Allein der Landerwerb würde ja rund 1.4 bis 1.5 Millionen Franken kosten; es sei denn, man lässt es bei einer kleineren Parzelle oder einem Reihenhaus als verdichtete Bauform bewenden.
Teure Agglomerationen
Was Bauland in den verschiedenen Marktregionen kostet, zeigt das Immobilien-Monitoring des Beratungsunternehmens Wüest Partner: Am teuersten sind die Agglomeration Zürich, die verschiedenen Gemeinden am unteren und oberen Zürichsee, dann vor allem auch Basel-Stadt und Zug (als Basis Preise für Einfamilienhausparzellen). Hier kostet Bauland oft 2000 Franken und mehr pro Quadratmeter.
Doch es gibt auch noch zahlreiche Agglomerationsgemeinden, wo das Preisniveau tiefer liegt. Nehmen wir als Beispiel Worb, ein mit öffentlichem Verkehr gut erschlossener Vorort bei Bern: «Bauland kostet bei uns je nach Lage innerhalb der Gemeinde rund 300 bis 600 Franken pro Quadratmeter», sagt eine Mitarbeiterin des Bauamtes. Der jeweilige Marktpreis hänge sehr stark von der Lage, von Angebot und Nachfrage und auch von den Zielsetzungen des Verkäufers ab.
Bauland: Wie kommt der Wert zustande?
Folgende Faktoren bestimmen massgeblich den Preis von Bauland:
- Makrolage: die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region, Steuern, Erschliessung und Standortqualität im Allgemeinen, Distanz zu einem nächstgrösseren Zentrum, Angebot an Arbeitsplätzen etc.
- Mikrolage: der exakte Standort innerhalb einer Gemeinde, dazu gehören die Exposition, Hangneigung, Besonnung, Ruhe, Aussicht, Privatsphäre, Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe etc.
- Steuern: In einer ausgesprochen steuergünstigen Gemeinde oder generell in einer steuergünstigen Region liegen die Immobilienpreise und auch die Baulandpreise in der Regel höher.
- Verkehrserschliessung und Pendlerdistanzen: in den letzten 20-30 Jahren hat der Ausbau der Verkehrs- und insbesondere der Bahninfrastruktur die Preisentwicklung wesentlich bestimmt. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass Hedingen im Kanton Zürich plötzlich wesentlich beliebter und damit auch teurer wurde.
Je weiter weg die nächstgrössere Stadt oder ein Zentrum mit Arbeitsplätzen liegen, umso günstiger sind die Preise. In Küblis im Prättigau (GR) sind aktuell zum Beispiel Parzellen in einer Grössenordnung von 140 Franken pro Quadratmeter Wohnbauland ausgeschrieben. Und dies erst noch an attraktiver Lage am Sonnenhang und mit kurzen Distanzen zu Schulen und Kindergarten. Wer also auf dem Land und im Grünen leben will, kann noch vom frei stehenden Eigenheim träumen. Und dies zu gut tragbaren Preisen.
Bauland: Schlüsselfaktor für Immobilienmarkt
Viele Ökonomen gehen davon aus, dass der Anstieg der Schweizer Immobilienpreise in den letzten 10-15 Jahren de facto mit den stark gestiegenen Landkosten zu tun hat. Jedenfalls sind die Preise auf dem Bau und für Materialien nie in dem Mass gestiegen wie die Baulandpreise.
Vor allem für geschäftliche Nutzungen und Mehrfamilienhäuser in verdichteter Bauweise sind im Wesentlichen nicht die Quadratmeterpreise entscheidend, sondern die Frage der Ausnützung. Oder etwas vereinfacht gesagt: Bei einem Grundstück an bester Stadtlage, wo aufgrund der Bau- und Zonenordnung bis zu zehngeschossige Bauten oder noch höhere möglich sind, kommt natürlich ein ganz anderer Landpreis zustande.
Die Zahl der Transaktionen geht zurück. Das hat mit hohen Preisen, aber auch mit der Raumplanung zu tun – in den Städten und Agglomerationen ist der grösste Teil der Bauzonen bereits überbaut. Wer dennoch selber bauen will, muss kreativ vorgehen. Der Erwerb von Bauland heisst in diesem Fall nichts anderes, als ein Grundstück mit einem bestehenden älteren Gebäude zu kaufen und einen Ersatzneubau zu realisieren. Als Spezialfall gelten vor allem auch touristisch geprägte Regionen. Denn seit die Zweitwohnungsinitiative den Neubau weiterer Ferienwohnungen vielerorts verunmöglicht, kam der Handel von Bauland praktisch zum Erliegen.
Bauland: Baukredit und Hypothek
Wollen Sie selbst Eigentümer von Bauland werden und selbst bauen? In der Regel sollten Sie sich dabei beraten lassen! Ein Architekt wird Sie unterstützten, die baurechtliche Situation oder die Bestimmungen im Grundbuch korrekt zu interpretieren. Ein guter Architekt ist natürlich geschult, einen individuellen Entwurf für Sie auszuarbeiten. Wegen teils hoher Preise sollten Sie auch frühzeitig mit Ihrer Bank sprechen und sich beraten lassen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Bankfinanzierung möglich. Eine Sprecherin der Berner Kantonalbank (BEKB) hält dazu fest: «Bauland finanzieren wir in der Regel bei Vorliegen eines konkreten Bauprojekts.» So erfolge die Finanzierung üblicherweise über einen Baukredit mit anschliessender Umwandlung in eine Hypothek.
Fazit: Je nach Lage und Liquidität auf dem Markt gibt es triftige Gründe, auf eigene Initiative Bauland zu suchen. Denn immerhin ist dies ein idealer Weg, um ein ganz individuelles Eigenheim zu verwirklichen – gewissermassen ein Unikat. Wenn das Land auch noch zu einigermassen erschwinglichen Preisen erhältlich ist, gilt dies als attraktive Alternative zum Kauf einer fixfertig gebauten und bezugsbereiten Wohnung.
Bauland: Reale Preise am Beispiel des Kantons Zürich
Hier finden Sie Bodenpreise aller Gemeinden im Kanton Zürich oder suchen Sie hier Bauland in Zürich.
Vielen Dank für den sehr informativen Text. Der Beitrag enthält viele konkrete Beispiele und realistische Zahlen. Dass Bauland knapp ist, stimmt wirklich. Wenn ich auf den verschiedenen Plattformen suche, findet sich selten etwas. Oder dann höchstens sehr abgelegen. Oder dann ist es Industrie- und Gewerbeland. Ich suche aber Bauland für ein Wohnhaus….
Vielen Dank für Ihren Beitrag. Sie haben die Möglichkeit, hier auf der Plattform nach Ort/PLZ zu suchen und ihr Profil auch gleich als Suchabo zu speichern. Wenn Sie bereit sind, auch eher ländliche Standorte in Betracht zu ziehen, erhöhen Sie die Chancen. Viel Glück!
Das Thema Bauland wird derzeit ja heiss diskutiert. Fast überall gibt es zu wenig. Stimmt es eigentlich, dass in einigen Kantonen wie Zürich, Luzern oder Zug gar kein Bauland mehr eingezont wird?
Sie sprechen einen höchst aktuellen Punkt an: Letztlich geht es um die Frage, ob Bauland auch in Zukunft verfügbar und erschwinglich ist. In Zürich gilt ohnehin der Grundsatz: Bis 2040 soll das Bevölkerungswachstum vor allem in den bereits bebauten, urbanen Räumen stattfinden. Neue Einzonungen in den Gemeinden sind daher sehr schwierig. Die Landknappheit wird sich noch verschärfen: Weil etliche Kantone wie ZH, GE, ZG etc. Teile des Raumplanungsgesetzes nicht umsetzen, hat sie der Bund mit einem Einzonungsstop „bestraft“. – Wir planen hier im Blog von newhome einen neuen Beitrag im Juni, um Sie über die Folgen zu informieren.
Bauland ist ganz klar der Engpassfaktor Nummer 1 im Markt und er zwingt die Hauskäufer zu immer mehr Kompromissen beim Hauskauf, da sie sich die Toplagen gar nicht mehr leisten können. Der exorbitante Preisanstieg dürfte aber bald ein Ende finden, denn der Markt zeigt Sättigungstendenzen. Allerdings ist auch das Angebot rückläufig, was die EFH-Preise hoch hält.
Sehr geehrter Herr Neff
Besten Dank für Ihren Input. Das Thema Bauland hat aktuell offenbar grosses Gewicht! Wir bleiben dran und publizieren im Juni hier im Blog von newhome weitere wichtige Informationen zur akuten Bodenknappheit. Mit dem Einzonungsstopp für Bauland spitzt sich die Situation jetzt noch zu. Bauprojekte werden verzögert oder verunmöglicht.
Great article!. I see that in canton Zug you have a lot of „empty“ land, obviously the majority of it is agricultural land. Do you believe that it is possible in the future that cities will change the zoning of some of those to building land? Don’t take me wrong, I truly value the important of agricultural in Zug, but the lack of housing is such a problem that I imagine it makes sense to turn a bit of agricultural land into building land. Thanks!
Thank you for your feedback. I’m glad to see that our information on building and land is very relevant to you. In the canton of Zug, at the moment no agricultural land will change to building land. This has been decided by the Swiss government, because some cantons like Zug and Zurich did not implement parts of the Swiss planning legislation. That may change, when Zug passes a new law. – We will give you further information on this issue on our blog.