Modulhäuser und Fertighäuser versprechen kurze Bauzeiten, eine hohe Präzision in der Fertigung und erst noch günstige Preise. In anderen Ländern findet der Ansatz Anklang, in Deutschland haben die Fertighäuser einen Anteil von über 20 Prozent am Markt. Auch die Schweiz hat Potenzial.
- Traumhaus bauen – aber wie?
- Moderne Industrie
- Fertighaus: Bereits ab etwa 400’000 Franken
- Pro-Argumente: hochwertig und nachhaltig
- Individuelles Fertighaus
- Individuelle Planung
- Was ist ein Modulhaus?
- Wohnen morgen: Modulares Bauen hat Zukunft
Der Traum von den eigenen vier Wänden ist ungebrochen. Wegen sehr hoher Landpreise in den Städten rückt die Vision für viele Menschen aber in weite Ferne. Was liegt näher, als die gängigen Abläufe und konventionelle Methoden im Wohnungsbau zu hinterfragen?
Traumhaus bauen – aber wie?
In den Städten und überall wo Bauland knapp und teuer ist, geht der Trend in der Architektur eindeutig in Richtung Verdichtung; das heisst mehrgeschossige Wohnbauten, grössere Mehrfamilienhäuser und eine hohe Ausnützung pro Quadratmeter Land. Doch es gibt eben auch klar die Gegenbewegung. Viele Menschen wünschen sich etwas mehr Individualität, Raum zum Leben und eine grüne Umgebung. Das zeigen auch die Zahlen: Obwohl die Ressource Bauland knapp ist, werden in der Schweiz pro Jahr nach wie vor etwa 5’000 bis 6’000 Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut. Die Planung auf diesem Weg ist unterschiedlich. Nur noch selten finden sich freie Parzellen – und schon gar nicht im dicht bebauten Mittelland. Manche wenden Jahre für die Baulandsuche auf, andere haben Glück und erben eine bereits bebaute Parzelle an guter Lage.
Um flexibler agieren und günstiger bauen zu können, stellt sich natürlich die Frage: Muss wirklich jedes Haus von Grund auf neu entworfen und quasi als Unikat gebaut werden? Alternativen zu diesem konventionellen und teuren Weg gibt es viele. Die Begriffe lassen sich allerdings nicht immer ganz klar auseinanderhalten. Mal ist von Systembau, vom Fertighaus oder Modulhaus die Rede.
Moderne Industrie
Andreas Speer, Architekt und Geschäftsführer der Home Expo in Suhr (AG), sagt dazu: „Genau genommen sprechen wir von Tafelbauweise oder Holzrahmenbau.“ Das heisst etwas vereinfacht gesagt: Für ein sogenanntes Fertighaus werden einzelne Elemente in einer Werkhalle unter optimalen Bedingungen fixfertig vorgefertigt, zum Beispiel die Wandelemente. Die vorproduzierten Bauteile sind bereits mit Fenstern, Anschlüssen und Leitungen versehen. Die angelieferten Elemente werden dann auf der Baustelle innerhalb kürzester Zeit nur noch zusammengefügt. „Ein solches Haus steht innerhalb von zwei bis vier Tagen“, sagt Andreas Speer. Der Innenausbau nimmt etwa drei Monate in Anspruch.
Die Vorfertigung bietet viele Vorzüge: Die Elemente sind hochwertig, Qualität und Design stimmen. Die Produktion in den industriellen Werkhallen läuft praktisch das ganze Jahr. Ganz im Gegensatz dazu ist eine manuelle und aufwändige Fertigung auf der Baustelle logistisch komplex. Kommt dazu, dass die Arbeiten je nach Witterung und Temperatur unter sehr ungünstigen Verhältnissen stattfinden. Ein Fertighaus oder Modulhaus ist da klar im Vorteil.
Fertighaus: Bereits ab etwa 400’000 Franken
Was kostet das Wohnen im System- oder Fertighaus? Viele Fachleuchte und auch unabhängige Architektinnen und Architekten attestieren dieser Philosophie ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Andreas Speer betont, dass der tatsächliche Endpreis natürlich stark variiert und es keine allgemeingültige Grössenordnung gibt. Braucht es 50 oder 140 Quadratmeter? Mit oder ohne Keller? – Für die Gesamtkosten macht das einen grossen Unterschied!
Für den Schweizer Markt sagt Speer, dass sich der Traum vom Eigenheim nach diesem Ansatz bereits ab etwa 400’000 bis 500’000 Franken realisieren lässt. Er ergänzt aber, dass es sich dabei um Circa-Kosten handelt, ab Bodenplatte des Gebäudes bzw. Oberkante Keller. Darin eingeschlossen sind die reinen Gebäude- und Montagekosten sowie der Innenausbau. Der Landpreis muss in jedem Fall noch separat addiert werden. Und der Quadratmeterpreis einer Bauparzelle variiert in der Schweiz bekanntlich extrem. Der Preis fürs Land hängt davon, ob es sich um eine vergleichsweise teure Gemeinde handelt oder um ein Grundstück an eher abgelegener Lage.
„Der Schlüssel zum Eigenheim ist heute fast immer das Land“, erläutert Andreas Speer. Denn günstig und in guter Qualität bauen, ist das eine. Bloss werden die Pläne erst dann konkrete Formen annehmen, wenn ein Kunde oder eine Kundin über Bauland verfügt. Wer Glück hat, kommt durch Erbschaft und Verbindungen in der Familie zu einer Parzelle. Laut Andreas Speer führt der Weg zum eigenen Haus heutzutage immer öfters über Ersatzneubauten. Oder anders gesagt: Auf einer bereits überbauten Parzelle mit einem älteren Wohnhaus wird ein Ersatzneubau realisiert (abreissen und neu bauen).
Das Potenzial dafür ist beträchtlich: Denn in der Schweiz finden sich unzählige Grundstücke mit einer Grundfläche von etwa 1200 oder 1400 Quadratmetern. Oft sind sie mit Einfamilienhäusern aus den 1950- oder 1960er-Jahren überbaut. Nach den heutigen Bau- und Zonenordnungen und der heute üblichen Ausnützungsziffer lässt sich auf gleicher Grundstückfläche wesentlich mehr Wohnfläche realisieren. De facto heisst das: Der Grundeigentümer könnte genauso gut zwei Systemhäuser darauf erstellen. Oder er entscheidet sich für eine verdichtete Wohnform mit einem Mehrfamilienhaus. Auch mehrgeschossige Bauten lassen sich natürlich nach der gleichen Philosophie im Holzsystembau oder in Modulbauweise realisieren.
Pro-Argumente: hochwertig und nachhaltig
Wer seinen Wohntraum auf diesem Weg verwirklichen will, profitiert von verschiedenen Vorzügen:
- Hochwertige Produkte: Die Anbieter fertigen die einzelnen Elemente in einer hohen Qualität. Dabei kommen neuste technologische Methoden zum Einsatz.
- Nachhaltig & ökologisch: Fertighäuser und Systemhäuser werden vorwiegend aus dem Baustoff Holz erstellt. Das Material eignet sich besonders, weil es sich einfach transportieren lässt und solche Methoden im Holzbau über Jahrzehnte erprobt sind. Holz schneidet auch bei der Nachhaltigkeit und CO2-Bilanz hervorragend ab. „Im Gegensatz zu anderen Materialien ist Holz ein nachwachsender Baustoff“, betont Andreas Speer. Die Nutzung von Holz in der Schweiz gilt als sehr nachhaltig, weil jährlich reichlich Holz nachwächst.
- Gesundes Wohnen: Viele Kundinnen und Kunden legen auch Wert auf eine gesunde und unbedenkliche Wohnumgebung. Unter diesem Aspekt schneidet Holz als natürlicher Baustoff sehr vorteilhaft ab.
- Preisgarantie: Wer sich an einen seriösen Anbieter im Bereich Fertighaus und Modulhaus wendet, bekommt ein bewährtes Produkt mit Festpreis-Garantie geboten. Ein seriöser Vertragspartner bietet auch Gewähr dafür, dass natürliche alle Produkte für die Schweiz zertifiziert sind. Viele Hersteller haben sich darauf spezialisiert, modulare Bauweisen anzuwenden und auch hohe Standards zu erfüllen (zum Beispiel Minergie-Standard).
Individuelles Fertighaus
Ein weiterer Vorteil von Modulhäusern und Fertighäusern ist der klar strukturierte Ablauf. Wenn ein Kunde sein Traumhaus gefunden hat und auch der Innenausbau definiert ist, unterbreitet der Vertragspartner einen konkreten Leistungsumfang und definiert den Preis. Ob die Übergabe dann auch wirklich schlüsselfertig erfolgt, ist ein Stück weit eine Definitionsfrage. Selbstverständlich sind die Anbieter im Fertighausbau erfahren und professionell genug, um auch sämtliche Nebenleistungen zu erbringen: Das heisst, inklusive Baueingabe, Beratungen und organisatorische Aspekte. Trotz Festpreis-Garantie ist im Voraus zu klären, ob dann wirklich alle Leistungen inbegriffen sind oder nicht (Baunebenkosten). Erfahrungsgemäss wünschen die meisten Leute beim Innenausbau eine individuelle Note. Das bezieht sich natürlich vor allem auf Küche, Bad, Böden, Wandoberflächen oder zum Teil sogar auf die Möblierung und Beleuchtung. Die typischen und gut etablierten Hersteller von Systemhäusern und Fertighäusern bieten meist weitergehende Dienstleistungen an. Sogar eine Beratung durch eine hauseigene Innenarchitektin ist auf Wunsch möglich.
Individuelle Planung
Diesem innovativen Ansatz haftet höchstens etwas das Image an, dass es sich quasi um industrielle Produkte „ab Stange“ handelt. Doch die Anbieter legen Wert auf die Feststellung, dass sehr individuelle Varianten möglich sind, angepasst auf die Voraussetzungen des Grundstücks und die Wünsche der Kundschaft. Natürlich arbeiten die meisten Anbieter mit einem vordefinierten Gesamtkonzept, zum Beispiel mit einer Linie im Landhausstil, mit einem Haustyp mit mehr oder weniger Fläche etc. Die Farben, Materialien und konstruktive Lösungen sind aufeinander abgestimmt. Wer ein Systemhaus bauen möchte, braucht dennoch eine ausführliche Beratung. Wie bei einem anderen Eigenheim auch wird der Baupartner eine Bemusterung durchführen. Die Kundinnen und Kunden können sich zum Beispiel in einer Ausstellung verschiedene Varianten von Küchen, Wandoberflächen, Bodenbelägen und Badzimmerausstattungen anschauen.
Angefangen beim Grundriss, dem Baustil und der Anordnung der Zimmer können die Kundinnen und Kunden ihr künftiges Eigenheim Stück für Stück planen und den gewünschten Stil auswählen. Von selbst versteht sich, dass sämtliche Details im Innenausbau bis zu den Badzimmerfliessen, der Beleuchtung oder den Küchengeräten sehr individuell möglich sind. Sobald der Entwurf steht und der Innenausbau vordefiniert ist, kann die Produktion in der Werkstatt starten.
Was ist ein Modulhaus?
Nicht-Fachleuten ist nicht immer geläufig, was eigentlich die genauen Unterschiede sind: Was unterscheidet ein Systemhaus von einem Fertighaus? Und was ist ein Modulhaus? Wie oben erwähnt ist zum einen darauf hinzuweisen, dass der hohe Grad an Vorfertigung und die Ausführung im Holzrahmenbau meist ein gemeinsames Merkmal sind. Eine Bauweise mit einem Modul oder eben Modulhäuser sind noch einmal etwas anders. Hierunter fallen zum Beispiel Projekte, wo ganze Raumzellen industriell vorgefertigt werden. Auch im Schweizer Wohnungsbau ist es teils üblich, dass zum Beispiel ein Hersteller die Badezimmer komplett vorfertigt und sie auf der Baustelle nur noch richtig platziert werden müsse. Ein Beispiel dafür ist der Neubau CityGate in Basel, mit Miet- und Alterswohnungen. Halter AG, der das Projekt als Gesamtleister umgesetzt hat, sieht noch grosses Potenzial bei Vorfertigung und Modulen.
Wohnen morgen: Modulares Bauen hat Zukunft
Falls der Mangel an qualifizierten Fachkräften und guten Handwerkern in Deutschland und in der Schweiz anhält, werden wohl noch mehr Bauherrschaften und Investoren auf die Variante Modulbau und Modulhaus setzen. Denn die Module werden im Werk gefertigt und nicht auf der Baustelle.
Die Variante Modulhaus bzw. Bauweise mit Modulen kennt man von Schulhausprovisorien oder im Spitalbau. Viele Architekt/innen sagen dieser Technologie eine grosse Zukunft voraus. Denn immer mehr ist die Devise, Gebäude relativ rasch erstellen und auch wieder anpassen zu können (siehe Beispiel unten: McCube).
Fazit: Angesichts hoher Preise und knapper Baulandreserven lohnt es sich, die traditionellen Methoden im Wohnbau zu hinterfragen. Gebäude im Systembau oder mit Hilfe von Modulen haben in der Schweiz noch Potenzial. Denn sie eignen sich auch für Nachverdichtungen, Sanierungen und Aufstockungen.
Links:
- Home Expo Suhr: Ausstellung von Musterhäusern in der Schweiz, https://www.home-expo.ch/
- McCube: Modulhaus aus Österreich. McCube ist eine geschickte Kombination von Modulhaus und Nachhaltigkeit. Ein McCube kann auch einfach vergrössert und verkleinert werden, d.h. einmal Minihaus oder einmal mit mehr Wohnfläche, wenn der Haushalt grösser wird. https://www.mc-cube.at/
Ist es möglich, mit einem bestehenden Projekt für ein traditionelles Haus auf diese Weise neu zu bauen?
Guten Tag Herr Buck
Bei unserem Blogbeitrag sagte einer der Experten: «Das Bauland ist der Schlüssel zur eigenen Immobilie.» Wenn Sie bereits Land haben, sind Sie im Vorteil. Bestehendes Projekt: Wenn Sie neu in Systembauweise bauen wollen oder ein Fertighaus bestellen – das wäre sicher möglich. Aber ich nehme an, die ganze Planung und auch die Baueingabe müssten neu gemacht werden. Punkto Herstellung, Materialien, Montage auf der Baustelle etc. unterscheidet sich ein Fertighaus von einem konventionellen Bau.
Wir wünschen Ihnen viel Glück mit Ihrem Projekt.
Freundliche Grüsse
Jürg Zulliger
newhome.ch
Guten Tag
Nach einem Grossbrand plant unsere Familie möglichst bald und günstig einen Neubau zu errichten. Deshalb informieren wir uns vorab grundsätzlich über die Möglichkeiten, wie wir dieses Ziel erreichen.
Deshalb bitte ich Sie, mir vorhandene Ideen für Mehrfamilienhäuser (5 -9 Wohnungen) mit Preisangaben, die selbstredend nicht verbindlich sein können, zuzustellen.
Freundliche Grüsse und besten Dank
Alois Bissig
Panoramastrasse 4a
6373 Ennetbürgen
079 567 50 44
Guten Tag Herr Bissig,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Bau eines Mehrfamilienhauses. Es ist in der Tat eine anspruchsvolle Aufgabe, ein Konzept und einen Entwurf für ein solches Projekt von Grund auf zu entwickeln. Als neutrale Plattform können wir leider nicht die spezifischen Details Ihres Grundstücks, Ihre Anforderungen, Budgetvorstellungen oder die relevanten baurechtlichen Vorgaben klären, um darauf basierend Offerten einzuholen. Erschwerend kommt dazu, dass wir in den letzten 3 bis 4 Jahren eine deutliche Bauteuerung verzeichneten.
Häufig sind spezielle Abklärungen bezüglich des Baugrunds erforderlich, und die Projekte hängen stark von den Rahmenbedingungen der lokalen Bau- und Zonenordnung sowie den Baugesetzen ab. Daher empfehlen wir Ihnen, sich an erfahrene Architekten zu wenden, die Ihnen bei einer gründlichen Analyse der Ausgangslage und der Erstellung einer ersten Ideenskizze behilflich sein können.
Was die Kosten betrifft, gibt es bestimmte Faustregeln und Kostenkennzahlen pro Quadratmeter Wohnfläche, die jedoch als grobe Schätzungen betrachtet werden sollten.
Hier finden Sie weitere Informationen und Anlaufstellen im Systembau und zu professionellen Kostenschätzungen:
Verband geprüfter Qualitätshäuser:
https://vgq.ch/
Digitale Kostenschätzungen:
https://www.keevalue.ch/
Wir hoffen, dass diese Informationen für Sie hilfreich sind und wünschen Ihnen und Ihrer Familie viel Erfolg bei Ihrem Bauvorhaben.
Mit freundlichen Grüssen,
Jürg Zulliger