Fassaden mit üppigen Pflanzen und begrünte Dächer bieten viele Vorteile: Im Sommer spenden sie willkommenen Schatten, tragen zu einem ausgeglichenem Klima und zur Kühlung bei. Sie bieten sogar noch viel mehr: Mehr Grün wertet die Gebäude optisch auf und trägt zu einem attraktiven Stadtbild bei.
- Fassadenbegrünung: Drei Pro-Argumente
- Begrünung: Früher eine Selbstverständlichkeit
- Pflanzen: Natürlicher Schutz fürs Haus
- Gartenhochhäuser: Die besten Referenzen
- Grüne Fassade – selbst machen?
- Begrünung: Bei der nächsten Sanierung
- Videos: Schauen Sie den «fliegenden Gärtnern» zu!
Die Zahl der sehr heissen Sommertage wird in unseren Breitengraden wohl noch zunehmen. Klar, die meisten Menschen wollen im Sommer die Sonne und die Wärme geniessen. Einen Hitzestau in der Wohnung kann aber niemand brauchen. Wenn die Sonne schonungslos auf Fassaden, Dächer und Fenster brennt, wird das Haus schnell zum Schwitzkasten. Die Bruthitze belastet den Kreislauf. Die meisten Stadtplaner sind sich einig: In der Stadt der Zukunft braucht es eine durchdachte Begrünung und generell mehr Grünflächen.
Fassadenbegrünung: Drei Pro-Argumente
Es sind drei triftige Gründe anzuführen, die Gebäude und unsere Wohnwelt mehr zu begrünen:
Kühlung: Sämtliche Arten von Pflanzen, Bäumen, Sträuchern, Blumen etc. tragen zur Abkühlung bei. Bäume und Sträucher verdunsten an Hitzetagen viel Wasser. Physikalisch senkt dies die Temperatur. Interessant dabei: Die gefühlte Temperatur fällt meist noch stärker als der objektiv messbare Temperaturunterschied. Beton und Asphalt und eine ungenügende Luftzirkulation heizen die Städte geradezu auf – Pflanzen und jede Art von Grünfläche wirken hingegen das ganze Jahr über ausgleichend. Weiter ist es von Bedeutung, dass eine mehr oder weniger extensive Begrünung die Fassade vor der Witterung schützt.
Luft reinigen: Pflanzen absorbieren CO2 und geben Sauerstoff ab. In den Städten erweisen sie sich geradezu als «Luftreiniger». Sie schlucken buchstäblich Schall, dreckige Luft und Staub.
Lebensqualität: Pflanzen bringen den Menschen die Natur in die Städte und Siedlungen zurück. Die meisten Architektinnen und Architekten empfinden heute Pflanzen als wichtige Gestaltungselemente. Begrünte Hausteile sind ein wichtiger Kontrast zum gängigen Städtebild, das sich allzu oft Grau in Grau präsentiert.
Begrünung: Früher eine Selbstverständlichkeit
Wer hat nicht schon gestaunt bei prächtigen Altbauten mit Weinbewuchs und sich empor hangelnden Kletterpflanzen? Schon die Griechen kannten den wohltuenden Effekt einer Begrünung: Sie schmückten ihre Wohnhäuser gerne mit Efeu, die Römer umrankten sie mit Wein, in Japan finden sich an Häusern tausendjährige Blauregenpflanzen. «Hängende Gärten» galten einst als Weltwunder, und ehrlich: Wer träumt nicht davon, an einem schönen Ort zu wohnen, wo rundherum eine grüne Vegetation spriesst?
Bei vielen Stadtplanern, Architekten und auch Investoren ist das Thema Begrünung angekommen. In vielen Städten findet sich kaum noch ein Neubau, der ohne Grün-Deko und ohne üppige Grünfläche auskommt. In Singapur oder in Wien gelten heute Dach- und Fassadengärten als wichtige Strömung in der Architektur – ein zentrales Element der Stadt der Zukunft.
Pflanzen: Natürlicher Schutz fürs Haus
Wer Grün pflanzt, muss sich im Idealfall auch weniger Sorgen um die Fassade und die Wände machen. Pflanzen und begrünte Dächer schirmen die UV-Strahlen der Sonne ab. Ein gewisses Blätterkleid, das das ganze Jahr über hält, schützt vor Witterung und Temperaturschwankungen. Denn das stressigste für viele Bauteile sind die grossen Temperaturschwankungen, Regen, Hagel und Wind. Im prallen Sonnenlicht heizen sich Wände und Putze massiv auf und kühlen nachts wieder stark ab. Aus der Forschung ist bekannt, dass manches Material hinter der Fassadenbegrünung länger hält. Übrigens: Wenn die Begrünung richtig gewählt ist, zeigt sie auch im Winter positive Effekte. Im Winter bleibe die Fassade bis zu fünf Grad wärmer, sagen Bauphysiker. Immergrüne Wände senken also sogar die Heizkostenabrechnung!
Bis jetzt finden sich vertikale Gärten, die in der ganzen Höhe und Breite eines Gebäudes angelegt sind, oft nur im gehobenen Segment oder an ganz bestimmten Gebäuden: etwa bei Museen, grösseren Verwaltungsgebäuden oder ganzen Gebäudekomplexen wie beim berühmten Projekt Skyville@Davson in Singapur. In Mailand stehen seit 2014 die begrünten Zwillingstürme Bosco Verticale («senkrechter Wald»). Dieser Entwurf brachte dem Architekturbüro des italienischen Architekten Stefano Boeri auf der ganzen Welt grosse Anerkennung. Die beiden Wohntürme sind 110 und 80 Meter hoch. Ziel war es u. a., den städtischen Raum möglichst optimal zu nutzen. Dem Architekten und den Grünforschern geht es aber auch um Biodiversität in der Stadt. So wurden mit der Bepflanzung der Türme neue Lebens- und Nahrungsräume für Insekten und Vögel geschaffen.
Gartenhochhäuser: Die besten Referenzen
Eine architektonisch überzeugende Realisierung war dann der Garden Tower in Wabern bei Bern, den das Schweizer Architekturbüro Buchner Bründler entworfen hat. Das bekannteste Gartenhochhaus der Schweiz steht heute auf dem Suurstoffi-Areal in Rotkreuz (ZG). Der 70 Meter hohe moderne Wohnturm ist von der Immobilienfirma Zug Estates unter dem Namen „Aglaya“ vermarktet worden. Die intensiv begrünte Fassaden und die Terrassen mit Tausenden von Blumen und Sträuchern tragen die Handschrift des Gartenbauunternehmers Roger Ingold, der die Begrünung umgesetzt hat und sich auch um den Unterhalt kümmert. Konkret sind es 142 Solitärbäume, 839 Sträucher, 1352 Kletterpflanze und 13‘500 Stauden. Hinzu kommt noch eine grössere Zahl an Blumen, die in Trögen auf Balkonen und Stauden stehen. Allerdings sind auch der Unterhalt und die Bewässerung aufwändig. Zug Estates schreibt dazu, dass die entsprechenden Aufwendungen in den Nebenkosten integriert seien.
Das Gebäude ist in jeder Hinsicht ganz auf Ökologie und Energieeffizienz ausgelegt. Strom und Wärme werden auf dem Areal CO2-neutral erzeugt (Wärmepumpen und Photovoltaik). Eine technische Meisterleistung ist es, in der grünen Fassade auch ausgeklügelte Technik zu integrieren. Konkret sind dies bewegliche, neuartige Solarpaneele. Sie liefern einerseits Strom, andererseits tragen sie zur Beschattung und Kühlung bei.
Grüne Fassade – selbst machen?
Manche Städtebauer oder Umweltnaturwissenschaftler betonen, dass begrünte Fassaden an grossen Gebäuden oder an Hochhäusern sehr pflegeintensiv, teuer und auch konstruktiv schwierig sind. Natürlich wäre es einfacher, in den Städten stattdessen mehr Grün- und mehr Freihalteflächen einzuplanen oder der Bevölkerung öffentlich zugängliche Parkanlagen anzubieten. Doch so oder so: Begrünung trägt immer und überall zum Wohlbefinden bei! Erst recht heute, wenn viele Menschen zuhause nicht «nur» wohnen, sondern öfters auch tagsüber dort arbeiten.
Lassen sich grüne Fassaden auch im kleineren Massstab verwirklichen? Viele Leute haben erst einmal mit einigen Blumentöpfen und Kletterpflanzen angefangen. Wer sich von begrünten Fassaden und Dächern in den Bann ziehen lassen will, sollte sich die ersten Schritte aber gut überlegen. Natürlich kann man sich auch von Gärtnern und Gartenbauprofis und Architektinnen beraten lassen. Überlegen Sie sich für die Planung folgendes:
Pflanzen: Efeu, Clematis, Wilder Wein, Blauregen, Knöterich, Geissblatt, Kletterrose, Winterjasmin etc. – die Auswahl an Pflanzen und speziell Kletterpflanzen ist schier endlos. Die Wahl muss aber gut überlegt sein. Bestimmte Pflanzen, die nicht zur Konstruktion der Fassade oder des Dachs passen, können Schaden anrichten, etwa wenn sie Wurzeln in Rissen und Fugen schlagen.
Kletterhilfe: Eine Philosophie für sich sind all die Varianten von «Selbstklimmern» und solchen, die eine Rankhilfe benötigen (Holz- oder Metallgitter, Drahtseile etc.). Manche Pflanzen sind eher kleinwüchsig, andere überwinden problemlos acht oder zehn Geschosse.
Pflege: Als Hauseigentümer sollten Sie sich überlegen, was zu Ihrem Geschmack, zur Fassade und zur Lage des Hauses passt. Ganz wesentlich ist auch die Frage, ob Sie das ganze Jahr über eine Begrünung möchten oder eher saisonale Pflanzen vorziehen.
Auch der Licht- und Wasserbedarf, die Ansprüche an die Erde und der Aufwand für Pflege, Bewässerung, Zurückschneiden etc. sind sehr individuell. Es lohnt sich daher, die Begrünung gut zu planen und sich beraten zu lassen.
Begrünung: Bei der nächsten Sanierung
Steht bei Ihnen die Sanierung eines Flachdachs an? Es gibt unzählige Varianten, mit einer extensiven Dachbegrünung einen positiven Beitrag zu leisten. Warum nicht mit gutem Beispiel vorangehen und die Sanierung mit einem positiven Umwelteffekt verbinden? Profis wissen, dass sich Sträucher, kleinwüchsige Pflanzen und Moose ideal mit Photovoltaikanlagen auf Dächern kombinieren lassen. Übrigens trägt Vegetation auf dem Dach genauso wie an der Fassade dazu bei, die darunter liegenden Wohnungen zu kühlen.
Der Bosco Verticale in Mailand ist inzwischen zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Im Gespräch mit den Bewohnern wird auch rasch klar: Die Schwankungen des Klimas und vor allem die sommerliche Hitze ist in diesen grünen Häusern sehr viel erträglicher als in konventionellen Wohnhäusern aus Beton, Stahl und Glas
Videos: Schauen Sie den «fliegenden Gärtnern» zu!
In luftiger Höhe, an Seilen gesichert, schneiden Gärtner Sträucher und widmen sich der Pflege der grünen Fassade. Dabei gehen die Fachleute professionell und planmässig vor. Meist braucht es vier Pflegedurchgänge pro Jahr.
Flying Gardeners, Bosco Verticale (“senkrechter Wald”):
Aglaya: Unterwegs mit den fliegenden Gärtnern
1. Gehört nicht auf die Internetseite von Newhome.
2. In gewissen Gegenden haben wir jetzt schon zu wenig Wasser. Um diese Pflanzen am Leben zu erhalten, braucht es viel mehr Wasser, als wenn sie natürlich im Boden wachsen. Beim Objekt Rotkreuz wir gemäss Aussage 30’000 Lt. Wasser benötigt.
Gärtner Kosten CHF 10’000 im Monat.
3. Wer kann sich das leisten?
4. Bericht überzeugt mich nicht.
Guten Tag Herr oder Frau Bürgler
Vielen Dank für Ihren wichtigen Diskussionsbeitrag. Wir sind gespannt, was sonst noch für Reaktionen eintreffen.
Klar ist: Jeder Mieter / jede Mieterin oder Hauseigentümer muss selbst entscheiden, welche Art von Bepflanzung passend ist und auch ökologisch Sinn macht. Wir haben in unserem Beitrag ganz verschiedene Ansätze vorgestellt. Pflanzen haben in praktisch allen Fällen einen positiven Effekt auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen. Und sie tragen an Hitzetagen zur Kühlung und Beschattung im städtischen Umfeld bei. Ob es gleich eine dermassen aufwändige Lösung sein muss wie im Gebäude Aglaya oder im Wohnturm von Mailand – da scheiden sich die Geister.
PS: Wir werden die Verwaltung des besagten Gartenhochhauses gerne noch mit Ihren Einwänden konfrontieren.
Mit freundlichen Grüssen
Jürg Zulliger
Guten Tag Herr oder Frau Bürgler
Die Wohnungen im Gartenhochhaus Aglaya mit der begrünten Fassade sind im Stockwerkeigentum verkauft worden. Das heisst: Die Eigentümer können selbst entscheiden, wie und zu welchen Kosten etc. die Bepflanzungen gepflegt werden. Irgendwelche zuverlässige Zahlen aus erster Quelle gibt es meines Wissens nicht. Die Firma, die die Siedlung gebaut hat, sagt, es werde vor allem Regenwasser verwendet.
Ein Sprecher von Zug Estates schreibt uns dazu auf Anfrage folgendes:
„Wir haben aber ein Substrat verwendet, das das Wasser sehr gut speichert (wenig Verdunstung). Die Zisternen, aus denen wir die Aglaya-Pflanzen bewässern, werden aus Regenwasser aus dem Areal gespiesen. – Bei langen Trockenperioden können wir nicht ausschliessen, auf das kommunale Grundwasser zurückgreifen zu müssen.
Allgemein kann man festhalten, dass der Wasserverbrauch total (in m3, Bezug beim Wasserversorger, d.h. ohne Regenwasser) des Suurstoffi-Areals im letzten Jahr leicht rückläufig war.“
Vielen Städten und vielen Neubauten würden mehr Pflanzen guttun! Das wurde leider sträflich vernachlässigt. Im Sommer wird es heiss, weil sich nirgends Grün und nirgends Schatten findet. Beim Neubau gibt es wohl aus Kosten- oder Renditegründen oft nur einen spärlichen Rasen, manchmal nur 2 Meter breit bis zum nächsten Nachbarn.
Guten Tag Frau Blasi
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Vor allem seit letztem Jahr, als viele Menschen viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbrachten, ist der Stellenwert von Pflanzen und einem eigenen, grünen Aussenraum stark gestiegen. Bei der Auswahl für eine Wohnung oder ein Haus ist dies heute ein wichtiges Entscheidungskriterium. Und Pflanzen und Bäume haben nachweisbar einen positiven Effekt für Menschen. Das war früher nicht anders. Nehmen wir das Zitat des franz. Philosophen und Mathematikers Blaise Pascal (1623-1662), der sich so oder ähnlich zu Gärten äusserte: „In einem Garten ging das Paradies verloren, in einem Garten wird es wiedergefunden“.
Freundliche Grüsse
Jürg Zulliger
Guten Tag,
ich finde, dass man heutzutage auf jeden Fall Gedanken über die Wasserversorgung der Pflanzen machen muss. Ich hatte selbst einen komplett begrünten Balkon. Da ich leider keinen Garten habe, war das mein Rückzugort. Es ist so erholsam zwischen all den Pflanzen zu sitzen, obwohl man mitten in der Stadt wohnt. Aber irgendwann wurde mir bewusst, wie viel Wasser meine Pflanzen hier auf dem Balkon benötigen. Ich habe mehrere Gießkannen pro Tag verteilt. Inzwischen habe ich einen Schlussstrich gezogen. Klar, die Pflanzen bieten Sonnenschutz, aber das bietet einem auch eine Markise oder ein Sonnensegel . Auf meinem Balkon gibt es jetzt nur noch Nutzpflanzen wie zum Beispiel Basilikum, Tomaten, Gurken. Das ist für mich persönlich die beste Lösung.
Liebe Grüße
Jutta
Guten Tag Jutta
Vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihre persönlichen Gedanken. Der Schweizer / die Schweizerin verbraucht ja pro Tag etwa 300 Liter Wasser (Zahlen BAFU). Da können wir uns bei vielen Dingen überlegen, was sich optimieren lässt (zum Beispiel Toilettenspülung). – Wir sind offen für den weiteren Erfahrungsaustausch und Diskussion.