Nachhaltigkeit und Klimadebatte betreffen auch Immobilien und somit Hauseigentümer. Immer mehr Leute sind sensibilisiert. Dennoch gibt es viele Irrtümer. Unsere häufigen Fragen aus der Praxis zeigen wie Sie klug planen und nachhaltig investieren.

Fast jedes Dach in der Schweiz eignet sich: PV-Panels wandeln Sonnenlicht in Strom um. (Bild: Pixabay)

Antwort: Das stimmt nur zum Teil. Die aktuelle Energiepolitik sieht vor allem die Förderung des Eigenverbrauchs von eigenen Photovoltaikanlagen vor (PV-Panels, die Sonnenlicht in Strom umwandeln). Interessant dabei: Der eigene PV-Strom vom Dach ist meist günstiger als der Netzstrom. Der tagsüber überschüssige Strom fliesst ins Netz zurück, wird aber von den Energieunternehmen meist nur zu tiefen Tarifen entschädigt. Der tatsächliche Anteil selbst produzierten Stroms liegt übers ganze Jahr gerechnet meist bei etwa 20 bis 25 Prozent. Unser Tipp: Mit einem thermischen Speicher oder mit Batterien lässt sich die Energie „zwischenspeichern“, damit der eigene PV-Strom zum Beispiel nachts die Wärmepumpe im Haus antreibt.

„Ob sich die Batterien in einer Gesamtbilanz wirtschaftlich und ökologisch rechnen, ist allerdings derzeit noch umstritten“, erklärt Ruedi Giezendanner, Architekt und Geschäftsleiter der Beratungsfirma Enora AG. Durch intelligente Steuerungen oder einen Tausch in lokalen Energienetzen wird sich der Nutzen des Eigenverbrauchs in Zukunft noch steigern lassen. Zudem gilt: Mit Solarthermie-Anlagen (nicht zu verwechseln mit Photovoltaik) lässt sich ein grosser Teil des Warmwasserbedarfs im Haus erzeugen.

Antwort: Das ist falsch. Photovoltaik-Panels (PV) sind in den letzten Jahren wesentlich preiswerter und effizienter geworden. Der auf dem Dach selbst produzierte Strom ist oft günstiger als der Netzstrom. Auch die Ökobilanz sieht gut aus: Die Herstellung von einem Quadratmeter Solarpanel benötigt in der Herstellung rund 1300 Kilowattstunden. „Die jährliche Stromproduktion liegt aber so hoch, dass die graue Energie nach vier Jahren kompensiert ist“, sagt Clemens Bohnenblust, Leiter der Fachstelle Energie bei Migrol. Über die ganze Betriebszeit von rund 25 Jahren schneiden also PV-Panels sehr gut ab. Übrigens sind sich Experten einig, dass Mehrinvestitionen in eine sehr gute Gebäudehülle ökologisch und wirtschaftlich innerhalb weniger Jahre amortisiert sind – das gilt ganz besonders für ältere, schlecht gedämmte Häuser.

Sanierung: Am besten klug planen

Antwort: Falsch. Das ist ein häufiger Irrtum rund ums Energiesparen. Wenn Sie periodisch hier und dort etwas flicken oder austauschen, kostet das im Lauf der Jahre viel Geld. Die Energieeffizienz wird aber kaum verbessert! Den grössten Effekt erzielen Sie mit einer Verbesserung der Gebäudehülle und einer wesentlich besseren Wärmedämmung an der Fassade und im Dach. Neue Fenster sollten immer auf die künftige Dämmung abgestimmt sein (damit alle Anschlüsse und Isolierungen stimmen). Unser Tipp: Wenn Sie aus finanziellen Gründen etappieren müssen, sollten Sie die einzelnen Massnahmen zumindest aufeinander abstimmen!

Dasselbe gilt für die Heizung: Wenn Sie als isolierte Einzelmassnahme die Heizung ersetzen oder umrüsten, sollte das neue System zum Haus passen. Denn wenn das Haus de facto immer noch eine wahre „Energieschleuder“ darstellt, wird Ihnen der Installateur eine leistungsstarke Heizung liefern. Die ist überdimensioniert und auch zu teuer. Um nachhaltig zu planen, sollten Sie sich an einen Architekten, einen Energieplaner oder einen Energieberater wenden.

Antwort: Falsch. Tatsächlich zeigen die Wärmebilder, wo ein Haus grössere Energieverluste aufweist (etwa an Fenstern, Rollladenkästen oder am Dach, Wärmebrücken am Balkon). Der Anbieter der Wärmebilder muss aber wirklich über eine professionelle Ausrüstung verfügen und bei den Aufnahmen fachmännisch vorgehen. Auch für die korrekte Interpretation braucht es gut geschulte Fachleute; sonst führen die Blau- und Rottöne auf dem Bild rasch zu Fehlschlüssen. «Manchmal ist es den Hauseigentümern am liebsten, wenn die Aufnahme einfach ihre eigene Meinung bestätigt», warnt Experte Giezendanner. Wenn Sie wirklich eine seriöse Einschätzung wollen, sollten Sie einen Architekten, einen anerkannten Energieberater oder einen GEAK-Experten fragen (Energieausweis der Kantone GEAK). Das Haus muss also vom Giebel bis zum Keller überprüft und optimiert werden.

Wie gut sind Wärmepumpen? 

Antwort: Jein. „Stromfresser“ ist übertrieben. Wärmepumpen nutzen die in der Umgebung quasi „gratis“ verfügbare Energie. Zum Antrieb benötigen sie Strom, ihr Wirkungsgrad ist meist ausgezeichnet. Der zur Wärmeerzeugung benötigte Strom macht nur etwa 25-30 Prozent der erzeugten Wärme aus. Wenn die Wärmepumpe teils auch noch den eigenen Photovoltaik-Strom nutzt, schneidet sie bei der Ökologie sehr gut ab. Von „Stromfressern“ können wir höchstens dann reden, wenn es sich um ein altes, sehr schlecht isoliertes Haus handelt. Luft-Wasser Wärmepumpen weisen dann bei sehr tiefen Aussentemperaturen im Winter einen hohen Stromverbrauch auf. Experte Ruedi Giezendanner sagt dazu: „Wenn immer mehr fossil beheizte Gebäude auf Wärmepumpen umgerüstet werden, stellt der dafür benötigte Strom tatsächlich eine Herausforderung in der Energieversorgung dar.“

Antwort: Inklusive Investition sowie langfristige Betriebs- und Servicekosten ist die Aussage falsch. Richtig ist zwar: Der Tausch einer alten Ölheizung durch eine neue ist mit rund 20‘000 Franken tatsächlich günstiger. Die Umrüstung auf eine Wärmepumpe kostet meist deutlich mehr (je nach Haus und Anpassungsarbeiten mindestens 30‘000 Franken). Über eine längere Nutzungsphase von zum Beispiel 20 Jahren liegt die Wärmepumpe dennoch vorne. Denn der laufende Betrieb und der nötige Service sind ausgesprochen günstig.

Antwort: Jein. Wie gut Ihr Haus tatsächlich abschneidet, zeigt erst eine detaillierte Energiebilanz. Sie können dazu einen Energieberater in Ihrer Gemeinde oder in Ihrer Stadt zu Rat ziehen. Etwas vereinfacht gesagt: Sammeln Sie alle Rechnungen und Verbrauchsdaten für Strom, Gas, Heizöl, Holzpellets, Holzschnitzel, Fernwärme oder andere Energieträger. Diese Zahl ist durch die Energiebezugsfläche zu teilen (beheizte Räume). Manche Häuser kommen dabei auf nur 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, bei alten Häusern ist es ein Mehrfaches! Unser Tipp: Liegt Ihnen das Energiesparen am Herzen, sollten Sie diese Rechnung machen (oder machen lassen).

Auch das Benutzerverhalten spielt eine wesentliche Rolle. In Niedrigenergiehäusern steigt zum Beispiel der prozentuale Anteil der Wärmeenergie fürs Warmwasser in der Gesamtbilanz deutlich an. Ruedi Giezendanner sagt dazu: „Im Mittel benötigen wir pro Tag und pro Person rund 50 Liter Warmwasser pro Tag.“ Eine bessere Wärmedämmung habe darauf natürlich keinen Einfluss. „Will ein Hauseigentümer die Bilanz verbessern“, so Experte Giezendanner, „geht dies nur über ein geändertes Verhalten und mittels Sparbrausen und/oder eine effizientere Erwärmung des Wassers.“ Im Haushalt darf auch der oft beträchtliche Stromverbrauch nicht unterschätzt werden.

Wärmepumpen für Häuser sind sehr effizient und verbessern die CO2-Bilanz massiv. (Bild: Gebäudeprogramm)

Pro & Contra Minergie

Antwort: Das könnte auf einen Missbrauch des anerkannten Schweizer Labels Minergie hinauslaufen. Minergie für Neubauten oder Sanierungen setzt die Einhaltung verschiedener Qualitätsstandards voraus, und zwar quasi für das ganze Gebäude als „System“. Einzelne Bauteile wie Wärmedämmung oder Fenster von guter Qualität ergeben nicht immer ein Minergie-Haus. Also Vorsicht: Vielleicht wird Ihr Haus unter dem Strich nicht besser, als was aufgrund der kantonalen Energiegesetze und Baunormen ohnehin verlangt ist. Wenn Sie wirklich Minergie als Energiestandard wünschen, sollten Sie auf einer Zertifizierung bestehen.

Energiesparen an einem kalten Wintertag? Die Qualität der Gebäudehülle ist entscheidend. (Bild: Pixabay)