Die Ankündigungen von Notenbanken in den USA, in Europa und der Schweiz, die expansive Geldpolitik fortzusetzen, führte erneut zu sinkenden Zinsen. Hauseigentümer und solche, die es werden wollen, profitieren nach wie vor von höchst attraktiven Finanzierungskonditionen. Doch welche Hypothek ist auch langfristig günstig?
In Europa und in der Schweiz herrschen bei den Zinsen schon «japanische Verhältnisse». Gemeint ist damit die Tatsache, dass Japan seit den 1990er-Jahren eine sehr lange Periode mit extrem tiefen Zinsen durchläuft. Für die Schweiz gilt im Moment: Sämtliche Indikatoren und Referenzgrössen wie die Renditen von Bundesobligationen, der Geldmarktzins Libor und die Zinsen auf dem Kapitalmarkt signalisieren weiterhin tiefe Zinsen.
Gründe dafür sind vor allem eingetrübte Konjunkturaussichten in vielen Volkswirtschaften der Welt, hinzu kommen verschiedene Unsicherheiten in Europa (Brexit), oder der drohende Handelskrieg zwischen den USA und China.
Hypothek: Starke Nachfrage
«Die tiefen Zinsen fördern schon seit Jahren das Interesse an Investitionen in Eigenheime und Renditeobjekte», sagt Stefan Studer, Mitglied der Geschäftsleitung der Luzerner Kantonalbank (LUKB). Dies führe generell zu einer hohen Nachfrage nach Hypothekarfinanzierungen. Auch die Luzerner Kantonalbank habe in den letzten Jahren die Hypothekarausleihungen kontinuierlich erhöht.
Die bei Privatpersonen beliebten Festhypotheken werden von vielen Banken zu rekordtiefen Zinsen angeboten. «Auch bei uns sind längerfristige Festhypotheken zu Konditionen von unter einem Prozent möglich», sagt Stefan Studer. Die Luzerner Kantonalbank führt zum Beispiel dreijährige und vierjährige Festhypotheken zu einem Zins von 0.9 Prozent im Angebot. Auch fünfjährige Festhypotheken liegen derzeit unter der magischen Schwelle von einem Prozent Jahreszins (Stand Anfang April 2019).
Die Top-Laufzeiten für Hypotheken
Eine intensive Investitionstätigkeit und eine lebhafte Nachfrage nach Hypotheken lassen sich derzeit praktisch in allen Regionen der Schweiz beobachten. Die rekordtiefen Zinsen für kürzere wie für lange Laufzeiten nehmen viele Privatpersonen zum Anlass, eine längerfristige Zinsbindung anzustreben. «Besonders beliebt sind derzeit die Laufzeiten drei, fünf und zehn Jahre», erläutert Stefan Studer. Das Interesse am Abschluss von längerfristigen Festhypotheken sei gestiegen, weil sich die Kunden die tiefen Zinssätze längerfristig sichern möchten.
Etwas weniger gefragt sind in diesem besonderen Umfeld Libor-Hypotheken, die keine feste Zinsbindung vorsehen (anders als Festhypotheken). Der Zins einer Libor-Hypothek passt sich laufend den aktuellen Konditionen auf dem Geldmarkt an. Der Kunde profitiert zwar bei fallenden Zinsen, muss aber eher mit Schwankungen rechnen. Da die Liborprodukte in diesem Umfeld nicht günstiger sind als kurzfristige Festhypotheken, ziehen viele Kunden Festhypotheken vor.
Die besten Trümpfe haben im Moment diejenigen Bankkunden in der Hand, die für einen Kauf oder einen grösseren Umbau eine Hypothek aktuell zu Topkonditionen aufnehmen können. Wirtschaftlich rational betrachtet gilt weiterhin die Losung: «kaufen statt mieten.» Die Finanzierung eines Eigenheims bei solchen Minizinsen kommt meist günstiger als die Miete einer vergleichbaren Wohnung.
Was, wenn der Vertrag noch läuft?
Doch nicht bei allen Leuten wirken sich Tiefzinsen 1:1 im Portmonee aus – oder jedenfalls nicht sofort. Etwas schwieriger ist es für Kunden, die bereits ein Eigenheim besitzen und an bestehende Kreditverträge und Vertragslaufzeiten gebunden sind. Verschiedene Banken und Experten bestätigen, dass sie eine erhöhte Anfrage für vorzeitige Vertragsauflösungen feststellen.
Hier ist es aber branchenüblich, dass zum Beispiel eine ausserordentliche Kündigung einer Festhypothek nicht möglich ist. Will ein Kunde einen Vertrag dennoch auflösen, wird er gegenüber der Bank schadenersatzpflichtig. In den meisten Fällen fällt diese vertraglich geschuldete Zahlung höher aus (Vorfälligkeitsentschädigung), als was die Zinseinsparung ausmachen würde.
So oder so wird es sich für die meisten Hypothekarkunden lohnen, ihr Hypothekendossier aktiv zu überwachen und sich bietende Chancen zu nutzen. Die meisten Leute schliessen Festhypotheken mit gestaffelten Laufzeiten ab. So ist es gut möglich, dass man bei der nächsten Fälligkeit einer Hypothekentranche von den höchst attraktiven Konditionen profitieren kann. Wer zum Beispiel in sechs oder zwölf Monaten einen Teil seiner Finanzierung ablösen respektive neu regeln muss, sollte sich schon im Voraus genauer damit auseinandersetzen: Welche Laufzeit ist zu welchem Zins erhältlich? Will ich eine längere oder eine kürzere Zinsbindung?
Forward- bzw. Terminhypotheken
Die meisten Banken bieten ihren Kunden auch sogenannte Termin- bzw. Forward-Hypotheken an. Dabei kann der heute extrem tiefe Zins für einen Laufzeitbeginn in der Zukunft schon im Voraus fix vereinbart werden. Am besten lassen Sie sich dazu beraten und wägen die verschiedenen Varianten ab.
Gut ist auch zu wissen: Solange die Zinsen auf einem dermassen tiefen Niveau verharren, bringt ein Eigenheim wirtschaftliche Vorteile. Es müssen zwar verschiedene Bedingungen erfüllt sein, um bei einer Bank als kreditwürdig eingestuft zu werden. Der Besitz der eigenen vier Wände wird sich aber für viele Haushalte bezahlt machen. Sei es zur Verbesserung der Wohnsituation, oder sei es zur eigenen finanziellen Vorsorge.