Trendforscher sind sich einig: In den USA, in Deutschland und auch in der Schweiz hat das Leben auf dem Land derzeit Hochkonjunktur. Der Glanz mancher Städte verblasst. Die Digitalisierung ermöglicht das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten – eben auch auf dem Dorf. Welcher Typ sind Sie? 

Leben auf dem Land bedeutet Ruhe, idyllisch Wohnen mit einem krafttankenden Blick ins Grüne. (Bild: canva.com)

Der Trend weg aus den grossen Städten und Ballungsräumen scheint sich fortzusetzen. Was die Menschen suchen? – Ruhe, der Blick ins Grüne und die Nähe zur Natur. Morgens erwachen mit Vogelgezwitscher und Schmetterlingen im Garten. Das erdet in unsicheren Zeiten.  

Individueller Freiraum und Privatsphäre sind derzeit hoch im Kurs. Das idyllische Landleben, das Dorf als Sehnsuchtsort – dies sehen heute viele Menschen als Gegenposition zum stressigen Leben in der Stadt. 

Hohe Zufriedenheit auf dem Land 

Der Trend hinterlässt überall Spuren. In alltäglichen Diskussionen schildern viele Menschen ihre Vision von einem nachhaltigen Leben – bodenständig, in idyllischer Umgebung. Bei manchen weckt es Erinnerungen an gute alte Zeiten, denn schliesslich lebten die Grosseltern, Tante und Verwandte öfters in schönen Häusern auf dem Land. Im Trend sind Romane über das Landleben, die Leute lesen Zeitschriften wie «LandLeben» oder «LandLiebe». Auf einer Skala von 1 bis 10 («Sind sie glücklich mit Ihrer Wohnsituation») kommen die Leute auf dem Land auf deutlich höhere Werte als Städter.  

Stadt- oder Landflucht? Es gab immer beides 

In der Geschichte gab es immer wieder Phasen, als die Leute den Städten den Rücken gekehrt haben. Dieser Trend zeichnete sich während der Industrialisierung ab. Viele Leute wollten dem Lärm, der Enge und den rauchenden Fabrikschloten in den Städten entfliehen. In einem anderen Kontext, aber mit den gleichen Folgen, ist der Bauboom der 1960er- und 1970er-Jahre zu sehen: Die Städte waren damals der Inbegriff für Lärm, Verkehrschaos und ungenügende Lebensqualität.  

Wer es sich leisten und einrichten konnte, suchte sich ein hübsches Einfamilienhaus im Grünen oder liess ein solches bauen. Gerade für Familien hatte damals das Leben auf dem Land mit eigenem Garten und gesunder Umgebung eine sehr hohe Priorität. Der Nachteil: Der Siedlungsraum frass sich weiter in die grüne Landschaft. Das Auto hatte einen hohen Stellenwert, um täglich aus den Vororten in die Stadt zu pendeln. 

Auch in den letzten zwei bis drei Jahren war das Landleben wieder hoch im Kurs. Die Gründe sind vielfältig: Zunächst waren es schon vor der Corona-Pandemie ganz einfach ökonomische Motive. Sowohl die Mieten als auch die Kaufpreise in den Schweizer Städten kletterten Jahr für Jahr in die Höhe. Vor allem an Toplagen im Raum Genf, in der Innerschweiz, in Zürich und auch an vielen anderen Standorten sind die Wohnkosten sehr stark gestiegen. In 15 oder 20 Kilometer Entfernung von den grossen Zentren kostet eine Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus manchmal 30 oder 40 Prozent weniger wie an einer guten Citylage. Oder die Preise sind zumindest etwas moderater. Das fast in der ganzen Schweiz knappe Bauland ist ein weiterer Treiber: Wer quasi auf der «grünen Wiese» noch selbst etwas bauen will, muss an periphere Standorte ausweichen. 

Mehr Abstand erwünscht 

Im Zeichen der Pandemie und in Phasen von «Social Distancing» hat sich der Trend hinaus aufs Land noch deutlich verstärkt. Von den USA ist zu lesen, dass während der Pandemie 2021 zwei von fünf Städtern weg aus den Zentren wollten. Vielen Leuten ist bis heute nicht wohl bei der Vorstellung, früh morgens in die rappelvolle S-Bahn zu steigen und sich einem Gefühl der Enge auszusetzen. Viele andere Faktoren sind bestens bekannt: «Wieso in die Grossraumbüros und in die Angestelltensilos zur Arbeit, wenn ich das Office auch bequem zuhause einrichten kann?», so die Überlegung. Solange das Home-Office verbreitet ist, lässt sich der Suchradius fürs Wohnen beträchtlich erweitern. Plötzlich sind auch Gemeinden und Wohnquartiere ausserhalb der grossen Zentren höchst attraktiv. Kommt dazu, dass die Leute aufgrund deutlich tieferer Mieten und günstiger Kaufpreise eine Menge Geld sparen. Der etwas grössere Aufwand fürs Pendeln relativiert sich stark, solange ortsunabhängiges Arbeiten gut akzeptiert ist. Wenn es dennoch ab und zu ins Office gehen muss, können Sie mit dem Reisezeit-Feature von newhome Ihre Suche bestens koordinieren.

Die Digitalisierung ermöglicht das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten, was die Nachfrage nach Immobilien auf dem Land stärkt. (Bild: canva.com)

Auch die neuesten Zahlen vom Immobilienmarkt und von Suchanfragen zeigen, dass das Landleben weiter Konjunktur hat. In den letzten Jahren verzeichnen in vielen Teilen der Schweiz attraktive Vorortsgemeinden einen überproportional starken Bevölkerungszuwachs. Zukunft hat offenbar eine Kombination von Wohnqualität, die Nähe zu Grünräumen, Wald und Landwirtschaft bei gleichzeitig guter Verkehrserschliessung.  

Selbsttest: Sind Sie der Typ fürs Land? 

Machen Sie selbst die Probe aufs Exempel! Sind sie eher ein Typ fürs dörfliche Leben und das Wohnen auf dem Land? Folgende Überlegungen geben Ihnen Anhaltspunkte: 

  • Natur und Grünraum: Wenn Ihnen die Nähe von Natur, Grünräumen, Landwirtschaft und Wald sehr am Herzen liegt, werden Sie dies natürlich in ländlichen Gemeinden finden. Ein Kriterium dafür ist auch der Wunsch, zum Beispiel übers Wochenende in kurzer Distanz joggen, wandern oder Velo fahren zu können.  
  • Wohnpräferenzen: Liegt Ihnen viel an in Individualität, an Privatsphäre und Ruhe? Dies werden Sie an einem ländlichen Standort natürlich eher vorfinden als in den verdichteten städtischen Siedlungen. Stört es Sie, wenn Sie alltäglich hören, dass noch viele andere Menschen unter dem gleichen Dach wohnen? Gerade der Neubau in den Agglomerationen ist immer mehr von starker baulicher Verdichtung geprägt. Nicht alle Menschen fühlen sich in solchen Grossüberbauungen geborgen. Sie ziehen ein individuelles Einfamilienhaus vor, oder wünschen sich zumindest ein höheres Mass an Privatsphäre. 
  • Freizeit und Kultur: Sind Sie eher der Typ, der nicht unbedingt das volle Programm an Kultur, Party und Freizeitmöglichkeiten haben muss? Wenn Sie gut darauf verzichten können, gleich um die Ecke viele Restaurants, Theater, Museen und Kinos vorzufinden, können Sie sich ruhig den Vorteilen des Landlebens zuwenden. 
  • Haushaltgrösse und Flächenbedarf: Viele Leute möchten heute ausreichend Platz für die ganze Familie, teils für Haustiere und auch für ihre Hobbys haben. Wohnungen und Häuser mit ausreichend Fläche und Zimmern sind auf dem Land eher noch erschwinglich. Hier kann es sich eine Mehrheit verschiedener Haushaltstypen und sozialer Schichten leisten, komfortabel und geräumig zu wohnen. Wer an bester Citylage wohnen will, zahlt pro Quadratmeter Fläche meist einen deutlich höheren Preis. 
  • Wirtschaftliches Umfeld und Arbeitsmarkt: Der Branchenmix in der Wirtschaft und das Arbeitsplatzangebot sind je nach Region sehr unterschiedlich. Klar, in Zürich, Luzern, Zug, Genf oder Basel ist das Angebot auf dem Arbeitsmarkt ausgezeichnet; das Stadtleben bietet auch mehr berufliche Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. – Überlegen Sie sich, was Ihnen wichtig ist und ob Sie einen gewissen Aufwand fürs Pendeln in Kauf nehmen können. Dabei ist nicht zu vergessen, dass heute viele Arbeitgeber Home-Office ausdrücklich gestatten, zumindest für einen Teil der Woche. 

Digitalisierung: Amazon liefert überall 

Hinzu kommen all die technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die das Landleben zusätzlich attraktiv machen. Viele Leute schätzen es, bei Lebensmitteln und sonstigen Gütern des täglichen Bedarfs regional einkaufen zu können – das Brot oder Gemüse kommt vom Lieferanten gleich nebenan. Und was die regionale Wirtschaft nicht herstellt, lässt sich heute problemlos online nach Hause liefern. Ob Amazon, Zalando, Galaxus oder andere grosse Onlinehändler – sie alle liefern innerhalb kürzester Zeit an sämtliche Adressen in der Schweiz. 

Mit schnellen Internetverbindungen und Glasfaserkabeln können die Leute heute praktisch überall arbeiten und Online-Meetings durchführen. Ob sie nun in ihrer Ferienwohnung im Oberengadin sind, im Berner Oberland oder an ihrem Hauptwohnsitz in dörflicher Umgebung. Dank neuer Technologie verändert sich die Art und Weise, wie die Menschen ihr Leben und ihre Arbeit gestalten. Hier sind nicht nur das ortsunabhängige Arbeiten und der Onlinehandel zu erwähnen. Auch neue Mobilitätslösungen, Online-Weiterbildungen oder Tele-Medizin verändern die Gesellschaft und beeinflussen die Wohnpräferenzen. 

Zukunft: Vision nach Corona 

Der deutsche Professor und Kulturgeograph Werner Bätzing hat die komplexe Beziehung zwischen Stadt und Land in seinem Buch «Landleben» detailliert aufgearbeitet. Was seit Jahrhunderten gleich blieb: «Krisen wie Kriege oder die Pest fördern das Bild der ländlichen Idylle. Aber häufig nimmt diese Anziehungskraft mit dem Ende einer Krise auch schnell wieder ab», schreibt er. Wie sich die Wanderungsbewegungen nach Corona entwickeln, werden wir erst in einigen Jahren sehen. Sicher ist aber: Vielen Menschen ist die Anfälligkeit der globalisierten Welt klar geworden. Gut möglich, dass die Beschaulichkeit und Ruhe des Landlebens auch in Zukunft eine grosse Anziehungskraft ausüben wird.  

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