Der Besitz der eigenen vier Wände ist so populär wie noch nie. Angesichts rekordtiefer Hypothekarzinsen gibt es viele triftige Gründe. Die starke Nachfrage zeigt: Die Zeit ist reif fürs Eigenheim. Sind Sie aber längerfristig bereit, sich zu binden? Machen Sie den Test mit unserer Checkliste.
- Kaufen ist günstiger
- Contra-Argumente
- Checkliste für Wohneigentum
- Kennen Sie Fachbegriffe?
- Reif fürs Eigenheim? Ein Fazit
Mieterinnen und Mieter müssen sich mit allerlei Dingen herumärgern. Die Zahl leerer Wohnung ist zwar gestiegen. Aber in vielen Städten liegen die Mieten immer noch sehr hoch. Und preisgünstige Angebote sind schwer aufzuspüren. Ist Ihre Wohnung auch eher «ringhörig» und schon länger nicht mehr saniert worden? Schaltet Ihre Verwaltung die Heizung im Winter keinen Tag früher ein als nötig, um Geld zu sparen? – Wenn Sie für ein solches Zuhause auch noch 1500 Franken oder noch mehr Miete zahlen, werden Sie ins Grübeln kommen. Ist jetzt die Zeit reif, sich ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung zu leisten?
Kaufen ist günstiger
Als Wohneigentümer sind Sie nicht mehr den Launen des Vermieters oder einer anonymen Verwaltungsfirma ausgesetzt. Einiges Gewicht haben die wirtschaftlichen Vorzüge: Von den stark gesunkenen Zinsen haben die Mieterinnen und Mieter in aller Regel weniger profitiert als die Eigentümer von Immobilien. Die Zinsen sowohl für Libor- als auch für Festhypotheken sind heute dermassen tief, dass sich selbst eine Hypothek über 500‘000 oder sogar über 1‘000‘000 Franken fast spielend finanziert. In vielen Fällen werden Sie inklusive Amortisationen und Nebenkosten günstiger fahren als in einem Mieterhaushalt.
Immobilieneigentümer sind in aller Regel vermögender als Mieter. Das liegt nicht daran, dass sie schon als Millionär zur Welt kommen oder einfach mehr Glück haben im Leben. Sie profitieren ganz einfach davon, dass die Verkehrswerte von Immobilien in den letzten zehn Jahren sehr stark gestiegen sind. Immobilienbesitz hat in den letzten 15 Jahren wesentlich zum Reichtum beigetragen.
Contra-Argumente
Doch denken Sie umgekehrt an die Flexibilität: Haben Sie Ihren Job bald in einer anderen Stadt oder in einem anderen Kanton? Oder steht ein Entscheid über eine Familiengründung an? – Als Mieter sind Sie ungebunden. Sie kündigen die Wohnung und suchen woanders das Passende. Überlegen Sie sich daher gründlich, wo Sie im Leben stehen. Wie viel Flexibilität ist Ihnen wichtig? Sind Sie der Typ fürs Eigenheim, und können Sie es sich leisten? Sind Sie unter allen Aspekten reif fürs Eigenheim?
Checkliste für Wohneigentum
Wir zeigen Ihnen konkret, ob die Zeit reif fürs Eigenheim ist:
- Vermögen: Ja, ich habe mindestens 20 Prozent Eigenkapital oder sehe dies als realistisches Sparziel. Höchstens die Hälfte davon dürfen der Pensionskasse entnommen werden.
- Sparverhalten: Ja, ich bin auch einmal bereit auf teure Kleider oder einen teuren Urlaub zu verzichten. Es ist mir möglich, regelmässig Geld in einen separaten „Spartopf“ zu legen.
- Beständigkeit: Ja, ich kann mir vorstellen, auch in fünf oder sechs Jahren noch am gleichen Ort zu leben. Meine Familien- und Beziehungssituation ist gut planbar.
- Beruf & Lohn: Ja, mein Job und mein Einkommen sind vergleichsweise sicher. Die Einkünfte würden reichen, um die Kreditrichtlinien einer Bank zu erfüllen.
- Schulden: Ja, ich habe kein Problem damit, eine Hypothek einer Bank aufzunehmen.
- Business Plan: Ja, es interessiert mich, meine Finanzen gut zu planen. Ich bin auch bereit, mein eigener „Hausmeister“ zu werden und mich um Unterhalt, Reparaturen, Budget etc. zu kümmern.
- Haustyp: Ja, ich habe eine ungefähre Vorstellung, wie viel Platz wir brauchen und welcher Haustyp für mich ideal wäre (Einfamilienhaus oder Wohnung, Baustil, Architektur, Materialwahl, Innenausbau, Grundriss etc.).
Kreuzen Sie an und machen Sie die Probe aufs Exempel! Wenn Sie diese sieben Hauptfragen sehr weit gehend bejahen, ist die Zeit reif fürs Eigenheim. Wenn Sie nur gut die Hälfte oder zwei Drittel der Kriterien erfüllen, sollten Sie noch einmal über die Bücher. Vielleicht ist die Zeit erst in einigen Jahren gekommen; Sie müssen sich zuerst Klarheit über Ihre finanzielle oder private Situation verschaffen.
Und denken Sie daran: Zuerst gründlich planen und rechnen, erst dann kaufen! An sich scheint es ja einfach – wegen günstiger Hypotheken ist kaufen meist billiger als mieten. Aber funktioniert es auch im konkreten Einzelfall?
Ökonomen empfehlen, dass das Eigenheim nicht mehr als das 25- bis 30-fache einer Jahresmiete für eine vergleichbare Wohnung kosten sollte. Kosten die eigenen vier Wände (am Ort Ihrer Wahl) sogar 35 Mal so viel, ist Mieten deutlich günstiger. Vor allem an sehr auserlesenen, exklusiven Standorten – Seesicht, zentral oder besonders steuergünstig – zahlen Sie für Eigentum eine beträchtliche Prämie. An «Prime-Lagen» verteuert das den Wohntraum unverhältnismässig.
Kennen Sie Fachbegriffe?
Wenn Sie den Schritt zum Eigentümer wagen, müssen Sie noch bei anderen Themen etwas genauer hinschauen. Stichwort „maximale Unabhängigkeit und Selbstbestimmung“ im eigenen Heim. Hand aufs Herz: Könnten Sie den Begriff „Stockwerkeigentum“ genauer definieren? Wenn Sie eine Wohnung im Stockwerkeigentum kaufen, werden Sie diese ganz nach Ihrem Gutdünken gestalten, nutzen und umbauen können. Dennoch sind Sie als Stockwerkeigentümer in eine Gemeinschaft eingebunden. Wichtige Entscheide über die Fassade, Tiefgarage, über Sanierungsprojekte oder die Kostenverteilung im Haus müssen gemeinsam gefällt werden. Ein höheres Mass an Privatsphäre und Individualität bietet Ihnen ein freistehendes Einfamilienhaus im Grünen. Allerdings sind solche Häuser heutzutage knapp und in Stadtnähe oder an Seelage sehr teuer.
Reif fürs Eigenheim? Ein Fazit.
Wohneigentum ist ein Entscheid fürs Leben. Je gründlicher Sie planen und je besser Sie sich vorbereiten, umso mehr werden Sie das Wohnen in Ihrem Traumobjekt geniessen.
Ein lesenswerter Beitrag, um mal ganz von vorne zu planen….müssten wir nicht darauf hinweisen, dass in der Schweiz ein hohes Einkommen nachzuweisen ist? (Tragbarkeit der Hypothek)? Wird diese Regel bald gelockert? Wenn ich an die Krankenkassen, Auto, Bahnabos etc. denke, bleibt nicht viel zum sparen übrig.
Sehr geehrter Herr Beglinger
Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ja, das stimmt tatsächlich: Um sich ein durchschnittliches Eigenheim (Haus oder Eigentumswohnung) leisten zu können, muss ein Haushalt ein gutes Einkommen nachweisen. Im Mittel müssten es aktuell etwa 150’000 bis 160’000 Franken sein (brutto). Der Grund liegt darin, dass die Banken für die Berechnung der finanziellen Tragbarkeit einen wesentlich höheren Zins einsetzen müssen (4,5 oder 5 Prozent kalkulatorischer Zins für eine Hypothek). Die so ermittelten Kosten von Wohneigentum dürfen die Schwelle von einem Drittel des Einkommens nicht überschreiten.
Da die Tiefzinsphase auch dieses und nächstes Jahr weiter anhält, fordern Finanzmarktaufsicht FINMA und SNB weiter die Beachtung strenger Auflagen. Eine Lockerung dieser Kreditanforderungen ist daher nicht in Sicht. Im Gegenteil: Bei den Mehrfamilienhäusern treten am 1. Januar sogar noch etwas strengere Kreditanforderungen in Kraft als bisher. Gute Chancen haben im heutigen Umfeld diejenigen Haushalte oder Familien, die mit Hilfe von Schenkungen / Erbvorbezügen über mehr Eigenkapital verfügen. Dann ist es leichter, die Anforderungen zu erfüllen und Wohneigentum erwerben zu können.