Wer sich als Alternative zu den Festhypotheken für eine flexible Geldmarkthypothek entscheidet, muss wissen: Der Hypothekarzins für sein Eigenheim ist künftig an den neuen Referenzzins Saron gebunden. Die Resonanz auf die Saron-Hypothek ist sehr positiv. Das zeigt eine Umfrage unter Kantonalbanken.

Wohnträume zinsgünstig verwirklichen: Viele Eigentümer entscheiden sich für die Saron-Hypothek (Bild: fotolia).

Die Hypothekarzinsen stellen im Budget eines Hauseigentümers den grössten Kostenblock dar – und sie sind seit Jahren aussergewöhnlich tief. So leben wir in Sachen Zins quasi in der besten aller Welten. Ökonomen haben ausgerechnet: Wer die eigenen vier Wände kauft und mit einer zinsgünstigen Hypothek finanziert, fährt günstiger als mit der Miete einer vergleichbaren Mietwohnung. Das Geld, das sich so sparen lässt, summiert sich jährlich beträchtlich. Der Kostenunterschied dürfte durchschnittlich etwa 20 Prozent betragen.

Geldmarkthypothek: Das müssen Sie wissen

Doch was braucht es, um wirklich 1:1 von tiefen Zinsen im Markt zu profitieren? Die Antwort ist klar: Die grössten Einsparungen erzielen diejenigen Kunden, die sich für eine so genannte Geldmarkthypothek entscheiden. Diese Produkte umfassen keine Zinsabsicherung, sind aber in Zeiten historisch tiefer Zinsen ausserordentlich attraktiv. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zu einer Festhypothek: Der Zins ist eben nicht fix und klar planbar, sondern variabel.

Was die Bank dem Kunden effektiv in Rechnung stellt, wird für eine relativ kurze Periode berechnet – üblich sind zum Beispiel 3-Monats-Perioden. Nach drei Monaten wird abgerechnet. Das nächste Mal wieder drei Monate später und so weiter. Der Kundenzins richtet sich dabei nach einem offiziellen Referenzzins – bisher hiess dieser Libor, neu richten sich die Banken nach dem so genannten Saron als Referenzgrösse. Beim Saron handelt es sich um einen täglich neu ermittelten Tageszins (Swiss Average Rate Overnight).

LUKB: Hohe Nachfrage nach Saron-Hypothek

Zu den ersten Banken in der Schweiz, die die neuen Saron-Hypotheken eingeführt haben, gehört die Luzerner Kantonalbank. Deren Sprecher Daniel von Arx sagt, die Resonanz sei positiv: „Die Nachfrage ist hoch.“ Für die Kunden sei es verständlich, wie das neue Produkt funktioniere und sie würden vor allem die hohe Flexibilität der neuen Lösung schätzen. Mit Saron-Hypotheken haben die Kunden tatsächlich mehr Optionen. Sie sind nicht wie bei Festhypotheken an eine meist längere, fixe Vertragsdauer gebunden. Wer aus triftigen Gründen aus einer Hypothek aussteigen muss – etwa infolge Scheidung – fährt mit den neuen Hypotheken wesentlich günstiger.

Saron-Hypothek: „sehr gut akzeptiert“

Ähnlich tönt es bei der St. Galler Kantonalbank. „Die Akzeptanz des neuen Produkts ist sehr gut“, so ein Sprecher der St. Galler KB. Bis jetzt bewege sich die Resonanz in ähnlichem Rahmen wie mit den bisherigen Geldmarkthypotheken (bis anhin auf Basis des Referenzzinses Libor).

Als drittes Institut bestätigt die Schwyzer Kantonalbank den Trend: „Wir stellen bei den Geldmarktlösungen eine beachtliche Nachfrage fest“, sagt Philipp Betschart, Leiter Produktmanagement Finanzieren. So kristallisieren sich seit der Einführung negativer Leitzinsen in der Schweiz zwei Trends heraus: Eine Gruppe von Kunden setzt wegen generell gesunkener Zinsen auf längerfristige Festhypotheken. Und eine zweite Gruppe verspricht sich eben umgekehrt mit Hypotheken auf kurzfristiger Basis – Saron-Hypotheken – die für sie optimale Lösung.

Eher weniger gefragt seien im aktuellen Umfeld mittlere Laufzeiten von drei bis vier Jahren, erläutert der Experte der Schwyzer Kantonalbank weiter. Man könne sagen, die Kunden tendieren entweder in die eine oder andere Richtung „mit wenig Kompromissbereitschaft.“ Philipp Betschart ergänzt: „Oft gibt jedoch die persönliche Lebenslage eine Richtung für die bestmögliche Variante vor.“

Saron statt Libor: Schweizer Lösung

Der Libor wird per Ende 2021 definitiv abgeschafft und durch die Schweizer Lösung Saron ersetzt. Grund dafür sind die Unzuverlässigkeit der Angaben, ja sogar die leichte Manipulierbarkeit beim bisherigen Libor. Je nach Banken laufen bereits abgeschlossene Verträge mit Libor-Hypotheken vorerst noch weiter. Neue Finanzierungen werden aber in der Regel ab jetzt auf Grundlage des neuen Referenzzinses Saron abgeschlossen. Es gibt einige wesentliche Vorzüge von Geldmarkthypotheken, die unverändert gelten:

  • Zinsen sparen: Grundsätzlich bergen Saron-Hypotheken zwar mehr Risiken für Zinsschwankungen als Festhypotheken. Über eine längere Zeitperiode betrachtet, erzielt der Kunde aber klar eine Zinseinsparung. Das belegen Kalkulationen für die letzten 10 bis 20 Jahre.
  • Flexibel switchen: Standardmässig bieten die meisten Banken eine kostenlose Switch-Möglichkeit. Das heisst: Wenn der Kunde dies wünscht, kann er relativ kurzfristig und kostenlos vom Saron zu einer Festhypothek wechseln.
  • Produkt: Saron-Hypotheken gibt es praktisch für jede Art von Finanzierung – für selbst genutztes Wohneigentum, Immobilien mit Renditecharakter, Ferienhäuser etc. Je nach Bank sind gewisse Mindestbeträge zu beachten.
  • Vertrag: Obwohl die Finanzierung an sich kurzfristig und möglicherweise schwankend ist, sind gewisse vertragliche Bindungen bei den Banken üblich (zum Beispiel 2 bis 6 Jahre). Der Kunde sollte sich im Klaren darüber sein, welche Vertragsbindung er eingehen möchte.
  • Risikofähigkeit: Saron-Hypotheken sind nicht ganz simpel. Der Kunde sollte die „Zins-Mechanik“ verstanden haben, sich aktiv für die Zinsentwicklung interessieren und eine gewisse Risikofähigkeit einbringen. 

Noch ein wichtiger Hinweis zum Schluss: In der Schweiz hält der Trend zu negativen Zinsen an. Sowohl der Referenzzins Libor als auch der Saron bewegen sich aktuell im negativen Bereich. Im Tiefzinsumfeld wird in der Kalkulation daher ein Zins von 0 Prozent als Ausgangspunkt angenommen. Hinzu kommt die Marge, die die Bank aufgrund ihrer Kostenstruktur und aufgrund der Prüfung eines Kreditantrags individuell festlegt. Wer genauer Bescheid wissen will, was im aktuellen Umfeld realistisch ist, holt am besten eine konkrete Finanzierungsofferte ein.

Der Zeitpunkt könnte jetzt kaum günstiger sein.

Was sind die Gründe für die Abschaffung des Libors? Lesen Sie die Hintergründe in unserem Blog über den Systemwechsel zur Saron-Hypothek:

Weitere Artikel: