Das Leben im Alter kann viele Herausforderungen mit sich bringen. Viele Menschen sorgen sich, dass sie im Alltag nicht mehr zurechtkommen und Hilfe benötigen. Oft ist auch die Angst vor Einsamkeit ein wichtiges Motiv, mit anderen Menschen gemeinsam wohnen zu wollen. Was braucht es, um eine glückliche WG für Senioren zu schaffen?
- Fallbeispiele Gegenseitige Unterstützung
- Alters-WG
- Altersgerecht Wohnen
- Hausgemeinschaft 55+
- Fazit
- Fünf Tipps für die Praxis
Das Wort Wohngemeinschaft (kurz WG) verbinden viele Leute mit dem Leben von Studenten. Die Wohnpartnerinnen und Wohnpartner kochen gemeinsam, diskutieren das Weltgeschehen und teilen sich den Alltag. Wäre eine klassische WG auch etwas für ältere Menschen? – Leute im Alter 65+ oder 70+ leben oft in einer grossen Wohnung oder in einem eigenen Haus. Sie haben ihre Ansprüche und eigenen Vorstellungen, sehnen sich aber oft nach mehr Kontakten. Viele von ihnen sind körperlich und geistig noch bei bester Gesundheit und verspüren den Wunsch, mit anderen, gleichaltrigen Personen Zeit zu verbringen. Natürlich wäre ein Wohnprojekt für diese Generation nicht das gleiche wie eine Studenten-WG. Aber schliesslich kann sich ja jede Wohngemeinschaft selbst organisieren und ganz eigene Spielregeln aufstellen.
Fallbeispiele: Gegenseitige Unterstützung
Die Angst, alleine zu sein, ist eines der häufigsten Motive, eine Senioren-WG zu gründen. Man hat im Leben viel erreicht, eine Familie gegründet, einen Beruf ausgeübt und viele Schwierigkeiten gemeistert. Mit dem Übergang zur Rente beginnt noch einmal ein neuer Lebensabschnitt. Im Alter 65+ oder 70+ kommt dann oft der Wunsch auf, ein neues Kapitel aufzuschlagen.
Der 70-jährige Luzerner Markus S. möchte seine hübsche Altbauwohnung nicht mehr bloss mit seiner Katze teilen. Er sucht eine Mitbewohnerin oder einen Mitbewohner für eine Alterswohngemeinschaft. Er schreibt in einer Anzeige auf dem Internet: «Ich bin ein unternehmungslustiger Rentner, gehe gerne in die Berge und bin viel mit dem GA unterwegs.» Bei gegenseitigem Interesse wäre ein Probewohnen von einigen Wochen gewünscht.
Ähnlich geht es der 82-jährigen Susanne. Sie kämpft mit gewissen Alltagsschwierigkeiten in ihrer angestammten Wohnung, die ihr viel zu gross geworden ist. Schon allein der Alltag, Einkäufe erledigen und die Wohnung sauber halten, ist für sie mit grossem Aufwand verbunden. Liebe Nachbarn und die Tochter unterstützen sie. Doch warum nicht in eine Senioren-WG ziehen, wo Gemeinschaft, soziale Kontakte, Wertschätzung und gegenseitige Unterstützung grossgeschrieben sind?
In der Literatur zu Senioren-WGs wird auch darauf hingewiesen, dass die Generation der Achtundsechziger in Rente geht. Sie haben das ja schon früher geprobt und gelernt: Gemeinsam wohnen, den Haushalt organisieren, offen sein für andere Wohn- und Lebensformen. Was liegt da näher, als mit Angehörigen der gleichen Generation das Wagnis eines gemeinsamen Haushalts einzugehen?
Alters-WG: Was braucht es?
In einer glücklichen und gut organisierten Senioren-WG sind allerdings einige Faktoren wesentlich, die man beachten sollte. Die meisten Fachleute, Architektinnen und auch die meisten grossen Verwaltungen sind sich in einem Punkt einig: Die Wohnungen und Gebäude für ein gemeinschaftliches Wohnen im Alter sehen äusserlich nicht anders aus als andere Liegenschaften. Irgendeinen Eindruck, es könnte in den einzelnen Zimmern, im Bad oder in der Küche nach einem Spital oder einem Heim aussehen, wollen die meisten Menschen unbedingt vermeiden. Man möchte ja nicht alltäglich das Gefühl bekommen, schon bald mit diesen und jenen Einschränkungen oder Gebrechen konfrontiert zu sein.
Die meisten Menschen möchten in einer Wohnumgebung leben, die genauso stilvoll und praktisch eingerichtet ist wie jede andere Wohnung auch. Die Wohnungen in einer Senioren-WG oder in einem entsprechenden Gebäude für Alterswohnen unterscheiden sich oft nur unwesentlich vom sonst üblichen Ausbau. Selbstverständlich ist eine möglichst hindernisfreie, gut zugängliche und barrierefreie Bauweise. Sowohl die Zugänge als auch die Wohnungen an sich sollten möglichst sicher und hindernisfrei sein. Lange Treppen beim Hauszugang, fehlende oder unpraktische Geländer und viele Schwellen innerhalb der Wohnungen sind zu vermeiden. Selbstverständlich sollten die Gebäude über moderne Liftanlagen verfügen.
Altersgerecht Wohnen
Besonders wichtig sind auch Ergonomie in Bad und Küche. Schon mit kleinen, ganz praktischen Überlegungen lässt sich die Wohnung anpassen. So sollte sich in der Küche gut arbeiten lassen, Herd, Backofen, Spüle etc. sollten in der richtigen Höhe angeordnet sein.
Es braucht genügend Arbeitsflächen, und auch das Licht und die Kontraste sollten möglichst gut und ergonomisch gestaltet sein. Dann versteht es sich von selbst, dass die üblichen Normen bei den Türbreiten, minimale Flächen in Bad und Küche eingehalten sind. Weiter legen die meisten Menschen im Alter 70+ Wert auf Sicherheit und Komfort. Automatische Rollläden, ein guter Einbruchschutz, allenfalls elektronisch steuerbare Zugänge sollten daher integriert werden.
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Inzwischen gibt es ganz unterschiedliche Formen einer Alters WG. Manchmal suchen die Leute selbst eine Wohnung und unterschreiben gemeinsam mit Gleichgesinnten den Mietvertrag. Manchmal ist eine Person der Hauptmieter, und die anderen Mitbewohner der Senioren-WG unterzeichnen einen Vertrag zur Untermiete. Weil viele Leute im Pensionsalter Wohneigentum besitzen, können natürlich auch bestehende Gebäude im Privatbesitz in eine Senioren-WG umgewandelt werden. So wie der Luzerner Markus S. in unserem Fallbeispiel suchen sie die anderen Bewohner selbst aus; sie entscheiden dann meist auch, wie der Alltag und die Kostenaufteilung organisiert sind.
Alters-WG: Hausgemeinschaft 55+
Oft sind es auch Genossenschaften oder Stiftungen, die sich gezielt mit dem Wohnen in der dritten Lebenshälfte auseinandersetzen. Die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ), die grösste Wohnbaugenossenschaft der Schweiz, hat zum Beispiel in verschiedenen Siedlungen Hausgemeinschaften 55+ gegründet. Sie richten sich an Menschen ab 55 Jahren, die das Zusammenleben «in einer lebhaften, offenen und nachbarschaftlichen Atmosphäre gemeinsam gestalten möchten». Die Bewohnerinnen und Bewohner verbindet dabei mehr als die gemeinsame Adresse: Sie pflegen ihre Gemeinschaft und leisten sich gegenseitige Hilfe im Wohnalltag, schreibt die ABZ dazu.
Interessant ist an dem Fallbeispiel, dass die Bedürfnisse neuerdings auch noch in eine andere Richtung gehen: Ältere Menschen zeigen heute eine Präferenz für ein generationengemischtes Wohnen. Bei diesem Modell leben ganz unterschiedliche Generationen im gleichen Gebäude. Die ABZ schreibt dazu: Nach dem grossen Erfolg der ersten Hausgemeinschaft 55+ entstand in einer Siedlung die erste generationenverbindende Hausgemeinschaft. Das Projekt stiess von Anfang an auf grosses Interesse: Über 70 Personen bewarben sich, und rund 50 Bewohnerinnen und Bewohner aller Altersgruppen zogen schliesslich in diese Hausgemeinschaft – vom Kleinkind bis zur 80-jährigen Dame.
Damit solche innovativen Modelle funktionieren, braucht es allerdings einiges. Die Gebäude müssen eben alters- und generationengerecht sein. Der Alltag und gewisse Regeln müssen entsprechend diskutiert und geplant sein. Auch bei der Umgebung des Gebäudes möchten die Leute erfahrungsgemäss einen gewissen Gestaltungsspielraum haben. Sowohl bei Stiftungen als auch bei Genossenschaften werden diese Wohnformen zudem professionell betreut und begleitet.
Fazit
«Von allen Beteiligten braucht es sehr viel Offenheit und Flexibilität für Veränderungen», betont Faust Lehni, Bereichsleiter Mitglieder & Wohnen bei der ABZ. So hat die Verwaltung die Erfahrung gemacht, dass die Leute ihre eigenen Ideen und Wertvorstellungen einbringen: Die ersten Menschen, die in eine solche Hausgemeinschaft einziehen, haben ihre eigenen Ideen, die sie verwirklichen möchten. Wenn dann später neue Mitbewohner dazu kommen, wollen sich diese auch einbringen und entwickeln neue und andere Ideen. Voraussetzung sind daher gute Rahmenbedingungen und ein gutes Verständnis und Empathie für die Wünsche von anderen.
Alters-WG: Fünf Tipps für die Praxis
- Planung: Es braucht einen Plan und viel Eigeninitiative. Manche Menschen begehen den Fehler, dass Sie die Planung und Vorbereitung dieses Lebensabschnitts zu spät in Angriff nehmen.
- Privatsphäre: Die meisten Menschen wollen gerne mit anderen unter einem Dach leben und sozialen Austausch pflegen. Trotzdem wünschen sich auch WG-Partner ausreichend Privatsphäre und die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.
- Regeln aufstellen: Schon junge Leute in einer klassischen WG müssen öfters darüber reden: Wer putzt, wer räumt auf, wer erledigt den Einkauf? Auch eine Senioren-WG muss das Zusammenleben organisieren und sich auf gewisse Grundsätze einigen.
- Konflikte: Überall wo Menschen zusammenkommen, gibt es Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten. Von Vorteil ist es, wenn man dafür offen ist und gerne mit anderen Menschen kommuniziert.
- Idealismus: Gemeinsames Wohnen ist ein Stück weit ein Experiment. Dazu braucht es viel Toleranz und eine gute Portion Idealismus. Die WG-Partner müssen bereit sein, einen Beitrag zu leisten und andere zu unterstützen – ohne eine Gegenleistung oder gar Geld dafür zu bekommen.
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